15.08.2018 - 7 Umgang mit Fällen vermisster Jugendlicher

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Wortprotokoll

Herr Nadolny verlässt um 18:10 Uhr die Sitzung.

 

Nachdem Herr Ebert, Polizeidirektor,  seine ihn begleitenden Mitarbeiter vorgestellt hat,  verdeutlicht er, dass es vor dem Hintegrund der Fallzahlen schwierig ist zu differenzieren, was echte Vermisstenfälle sind oder nicht. In einer Präsentation wird durch Herrn Schütt, Leiter des Kriminalkommissariats, ausführlich über die Entwicklung der Vermisstenzahlen in der HRO seit 2009, über Vermisste aus Betreuungseinrichtungen der HRO, aktuelle Tendenzen und Beispielviten informiert. Die Präsentation wird den Mitgliedern mit der Niederschrift zugehen. Herr Ebert verdeutlicht, dass Kinder und Jugendliche, die aus ganz schwierigen Verhältnissen kommen, eine Gewaltaffinität zeigen, gesellschaftliche Werte nicht kennengelernt haben und nicht achten. In der Unterbringung der verschiedenen Trägereinrichtungen, beim Kinder- und Jugendnotdienst können diese Kinder und Jugendlichen kaum soziale Bindungen aufbauen, gleiten weiter in kriminelle Gruppenstrukturen ab und erhalten dort Anerkennung. Diese Systemsprenger (ca. 25 Jgdl.) sind es, die andere in ihren Sog mitziehen. Er appelliert an dieser Stelle, dass dringend Lösungen gebraucht werden.

 

Die Verwaltung verdeutlicht im Vorfeld, dass von den mehr als 20.000 in der HRO lebenden Kindern und Jugendlichen die wenigsten Schwierigkeiten haben und informiert sehr ausführlich über den Stand der Jugendarbeit.  Auch wird verdeutlicht, dass Jugendhilfe in Deutschland vollständig auf Freiwilligkeit basiert. Es gibt keinen Zwang. Der eklatante  Fachkräftemangel und die haushälterischen Zwänge machen die Problemlösungen nicht einfacher. Die Zusammenarbeit in einer AG, in der interessierte Teilnehmer aus der Trägerlandschaft, Polizei, Schule, Verwaltung etc. sich einbringen und  gemeinsam nach Lösungen suchen, ist sehr wichtig.

 

Im weiteren Sitzungsverlauf beantragt der Vorsitzende das Rederecht für Herrn Dr. Burgert, Herrn Dr. Reis, Frau Schweinitz, Frau Dr. Bachmann, Frau Jahnel, was durch die Mitglieder befürwortet wird.

 

Es erfolgt ein intensiver Erfahrungs,- Meinungs- und Gedankenaustausch. Fragen der Mitglieder werden durch die Verwaltung und Herrn Ebert beantwortet. Die Verwaltung informiert auf Nachfrage, dass der Anteil der auswärtig untergebrachten Kinder und Jugendlichen bei 15,4 % liegt, dass im ASD-Bereich 13 (4 freie und 9 befristete Stellen) von 46 Stellen noch offen sind sowie dass für die offenen Stellen eine Dauerausschreibung läuft. 

 

Herr Dr. Burgert betont, dass die Probleme auch in den Übergängen liegen, die Systemunterschiede sehr groß seien. Weiterhin betont er sein großes Interesse an der AG-Teilnahme und macht darauf aufmerksam, dass seine Schule für Kranke auf keinen SSA zurückgreifen könne.

 

Auch Herr Dr. Reis betont im Laufe des Meinungsaustausches seinen unbedingten Wunsch zur Teilnahme an der zu bildenden AG.

 

Im weiteren Diskussionsverlauf wird sich über den hohen Anstieg der Vermisstenmeldungen, über "Sleep in" ausgetauscht. Frau Lüthke sieht das hohe Anzeigeverhalten darin begründet, dass die Einrichtungen sich der Gesetzlichkeiten bewusster geworden sind. Sie glaube nicht an eine so hohe Zunahme der vermissten Jugendlichen, wie in der Präsentation dargestellt. Die Polizei müsse ermitteln, auch wenn es  oftmals immer die gleichen Jugendlichen betreffe. Der oftmals durch Machtlosigkeit vollzogene Wechsel an Betreuern und Einrichtungen und die damit nicht gegebene Bindungsfähigkeit macht die Problematik nicht einfacher. Vernünftig ausgebildetes Personal und die Behebung des Fachkräftemangels sind das A und O.   

 

Die Verwaltung informiert, dass der Umgang mit Tageshausverboten - so die korrekte Formulierung -  kein Regelinstrument bei den Trägern sei. Weiterhin wird die Schwierigkeit  im Umgang mit einigen Jugendlichen beschrieben. Wenn es einfache Lösungen geben würde, hätte man diese längst umgesetzt. Auch das Thema Schulpflicht wurde debattiert. Auch Schulwegbegleitung, Fahrdienst etc. können nicht verhindern, dass Jugendliche wenige Minuten nach Ankunft die Schule wieder verlassen.

 

Herr Ebert hinterfragt nochmals , wie mit den sogenannten Systemsprengern nun umgegangen werden solle. Frau Schreiber verdeutlicht daraufhin, dass hier keine schnellen Lösungen gefunden werden können. So lange es gedauert hat, dass die Jugendlichen so geworden sind, wird es auch dauern, sie in vernünftige Bahnen lenken zu können. Dieses sei eine sehr mühsame Arbeit und brauche vor allem Geduld.

 

Auch Frau Dr. Rittiger verdeutlicht mehrmals an Beispielen die Schwierigkeiten der Träger, die oftmals an ihre Grenzen arbeiten.

 

Verwaltung und Polizei betonen zum Abschluss der Diskussion die Wichtigkeit der übergreifenden Zusammenarbeit. Man wisse, dass die Polizei schnelle Antworten brauche, Pädagogik diese aber nicht auf die Schnelle geben könne. Es werde an vielen Stellen immer wieder Konflikte geben. Der Vorsitzende bedankt sich für die sachlich geführte Diskussion und geht davon aus, von der Verwaltung Vorschläge für die Zusammensetzung der AG zu bekommen.