Informationsvorlage - 2011/IV/1846
Grunddaten
- Betreff:
-
Zusammenfassung der Ergebnisse des Schulaktionstages "Hart am Limit" am 14. Oktober 2010 im Bürgerschaftssaal des Rathauses der Hansestadt Rostock
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlage freigegeben:
- 20.01.2011
- Vorlageart:
- Informationsvorlage
- Federführend:
- Gesundheitsamt
- Fed. Senator/in:
- S 3, Dr. Liane Melzer
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
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Bürgerschaft
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Kenntnisnahme
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02.02.2011
|
Beschlussvorschriften: § 34 KV M-V
Sachverhalt:
Informationsvorlage für die
Bürgerschaft mit dem Ziel, einen Handlungsrahmen für die Gestaltung
gesundheitsfördernder Lebensräume von Jungen und Mädchen der Hansestadt Rostock
in Bezug auf Suchtprävention weiter zu unterstützen.
Zusammenfassung der Ergebnisse des Schulaktionstages HaLT
(Hart am Limit) am 14.Oktober 2010 im Bürgerschaftssaal des Rathauses der Hansestadt
Rostock
Zur aktuellen Situation:
In der Hansestadt Rostock sowie in den Landkreisen Bad
Doberan und Güstrow sind Kinder und Jugendliche zwischen zehn und unter 20
Jahren beim "Komasaufen spitze".
Nach Angaben des statistischen Landesamtes wurden in Rostock im vergangenen
Jahr 41 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in Krankenhäusern
behandelt.
Im Landkreis Bad Doberan waren es 30 und im Landkreis Güstrow 22.
In der Statistik für das ganze Land stehen 409 Fälle, darunter 78 für die Zehn-
bis 15-Jährigen und 331 für die 15- bis unter 20-Jährigen.
Seit 1. September 2009 gehört die Hansestadt Rostock zum „HaLT – Hart am Limit“ –Projekt des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit einer Laufzeit von drei Jahren. Da derzeit keine ausreichenden Präventionsangebote in der Hansestadt Rostock existieren, ist HaLT ein effektives und effizientes Konzept zur Alkoholprävention für Kinder- und Jugendliche, das mit seinem proaktiven Baustein stadtteilbezogen umgesetzt werden kann. Die fehlenden Suchtpräventionsangebote waren ein Grund für die Projektstandortbewerbung.
Unter Berücksichtigung und Anerkennung der HaLT-Standards wird diese Umsetzung über die Sucht- und Psychiatriekoordination der Hansestadt Rostock, Frau Dr. Antje Wrociszewski, organisiert.
Ziel des kommunalen Projektes ist:
·
Verhinderung von riskantem Alkoholkonsum im
Vorfeld (Jugendschutzgesetz, keine Abgabe an Betrunkene etc.)
·
Sensibilisierung von Jugendlichen und jungen
Erwachsenen im Umgang mit Alkohol, insbesondere bei Großveranstaltungen
·
Verantwortung und Vorbildwirkung von Erwachsenen
·
Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit.
Mit der Übernahme der
Schirmherrschaft für das Präventionsprojekt gegen das jugendliche Komasaufen „HaLT“
(Hart am Limit) hat der Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock sein besonderes
Interesse an diesem wichtigen Projekt zum Ausdruck gebracht.
Seit gut einem Jahr versuchen die Akteure des Rostocker HaLT-Netzwerkes u. a. dem Ziel der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Alkohol, aber auch der
Verantwortung und der Vorbildwirkung von Erwachsenen besonders bei den Eltern ein Stückchen näher zu kommen.
Als eine von vielen Aktionen 2010 fand am 14. Oktober der erste Aktionstag für die Rostocker Schulen zum Thema Komasaufen im Rostocker Bürgerschaftssaal statt. Angemeldet hatten sich mehr als 200 Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Rostocker Schulen und Berufsschulen. Aus Platzgründen konnten nicht alle berücksichtigt werden, so dass 130 Gäste von Frau Dr. Melzer im Bürgerschaftssaal begrüßt wurden. Die Organisatoren des HaLT-Netzwerkes bereiteten diesen Tag mit verschiedenen Workshops gemeinsam mit den Mitarbeitern der Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST) vor.
In diesen Workshops hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihr Wissen über das Thema Alkohol zu testen, anzuwenden und über ihre Erfahrungen zu berichten. Außerdem konnten sie mit Rauschbrillen probieren, wie ein simulierter Rauschzustand erlebt wird. Praktische Hinweise gab es von den Auszubildenden der Fortbildungsakademie der
Wirtschaft zum Mixen schmackhafter alkoholfreier Cocktails.
Folgende Ergebnisse wurden in
dieser Präventionsveranstaltung erreicht, die einen aktuellen Einblick in die
Lebenswelten junger Rostocker Bürgerinnen und Bürger geben:
- Jugendliche finden es nicht gut, wenn sie als Komatrinker bezeichnet werden.
Sie beobachten, dass Erwachsene selber
häufig viel mehr trinken.
-
Interessant waren Berichte darüber, dass Jugendliche
ihren ersten Kontakt mit Alkohol hauptsächlich über die Eltern, wie z. B. bei
Familienfeiern haben.
-
Die gerufenen Rettungswagen kommen nicht sofort
bei Anruf – dafür gibt es Hinweise wie: gebt mal Wasser oder fächelt Luft
ins Gesicht.
-
Die Jugendlichen wussten sehr gut über Erste
Hilfe-Maßnahmen Bescheid.
-
Sie hatten allerdings geringe Kenntnisse über
die Wirkung von Alkohol und ihre Folgen im Körper eines Heranwachsenden.
-
Viele Jugendliche haben schon Freunde o. a. mit
Alkoholvergiftung erlebt.
-
Jugendliche, die mit einer Alkoholvergiftung im
Krankenhaus waren, sollten soziale Stunden auf einer Suchtstation ableisten.
Zum ersten Mal in der Geschichte
des Bürgerschaftssaals schlüpften die jungen Leute in die Rolle der
Abgeordneten. In einem Planspiel „Aktuelle Stunde: Jetzt ist Schluss: es
muss etwas zum Thema Jugend und Alkohol in Rostock passieren!“
formulierten sie Vorschläge und Forderungen, die sowohl die Kommunal- als auch
die Bundespolitik betreffen:
Ergebnisse der „Aktuellen Stunde“
1.
strukturelle Bedingungen der Abgabe und des
Konsums von Alkoholika
1.1.
Altersbeschränkungen für Abgabe aller
Alkoholika (gesetzlichen Jugendschutz verstärken!)
- meist ab 18 Jahren (gehört zu den
am meisten genannten Vorschlägen),
einige auch ab 21 Jahren
- einmal Nennung der Höchstgrenze 23
Jahre (aus Verantwortung für junge
Mütter, damit diese nicht trinken)
1.2.
Einschränkung der Mengenabgabe (besonders bei
Flaschen mit „harten“
Alkoholika)
1.3.
Beschränkung der Abgabe auf spezielle
Verkaufsstellen – nicht mehr im
Supermarkt oder in Tankstellen
1.4.
Verbot
des Trinkens von Alkohol auf öffentlichen Plätzen
2.
Preisgestaltung/Produktgestaltung
2.1. höhere Preise durch höhere Steuern
2.2. generelle Preisminderung bei alkoholfreien
Getränken (nicht nur „Apfelsaft-
Paragraph“ - § 6 des
Gaststättengesetzes)
2.3. Verringerung des Alkoholgehaltes in den
verschiedenen „Alkohol-Segmenten“
3.
generelles Werbeverbot für Alkoholika
4.
Kontrollen der Einhaltung bestehender Gesetze
wie JuSchuG und Sanktionen
4.1.
mehr und
„schärfere“ Kontrollen in Supermärkten, Diskotheken (hier auch
Kontrolle des Einlasspersonals) etc.
à konsequente und harte(!) Bestrafung bei Verstößen
4.2.
Kontrolle
auch durch Streetworker bei den Aufenthaltsorten der Jugendlichen
4.3.
parallel
dazu soll das Verkaufspersonal entsprechend geschult werden
5.
Alternativen für Jugendliche zum übermäßigen
Alkoholkonsum durch z. B. coole und möglichst kostenfreie Freizeitangebote
6.
Präventionsangebote
6.1.
für die
Familie
- Aufklärung für Familien (Eltern und
auch Jugendliche) über Gefahren des
Alkohols
- Eltern als Vorbild
- Eltern sollen sich für ihre Kinder interessieren
und auch für den Freundeskreis
ihrer Kinder
- Ansprechen der Eltern, die
nicht achtsam genug sind
- bessere Betreuung von Eltern und ihren
Kindern, wenn die Erwachsenen
selbst
Alkoholprobleme haben
6.2
mehr Aufklärung in der Schule
Die jungen Rostocker Bürgerinnen und Bürger erwarten auf ihre Ergebnisse des Aktionstages eine Antwort und Veränderungen für ihre Lebenswelten in der Hansestadt Rostock.
Das Projekt HaLT (Hart am Limit) läuft in diesem Jahr aus, da am 31.12.2011 die Förderung durch das Ministerium für Soziales und Gesundheit M-V in Höhe von 10.000 EUR endet. Die ersten Ergebnisse, positive Resonanzen und das engagierte Handeln der Netzwerkpartner zeigen deutlich, wie wichtig es ist, dieses Projekt für die Kinder und Jugendlichen der Hansestadt weiterzuführen. Wir prüfen aktuell, wie auch ohne die Zuwendung des Ministeriums für Soziales und Gesundheit M-V dies gewährleistet werden kann. Das Hauptpotential sehen wir in der Wiederbesetzung der Stelle im Suchtpräventionskabinett, die im Stellenplan des Gesundheitsamtes vorhanden ist, aber bis 2011 mit einem Sperrvermerk versehen ist.
Auch dafür bitten wir um Ihre aktive Unterstützung.