Informationsvorlage - 2011/IV/1846

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschriften: § 34 KV M-V

 

 

 

 

Sachverhalt:

Informationsvorlage für die Bürgerschaft mit dem Ziel, einen Handlungsrahmen für die Gestaltung gesundheitsfördernder Lebensräume von Jungen und Mädchen der Hansestadt Rostock in Bezug auf Suchtprävention weiter zu unterstützen.

 

 

Zusammenfassung der Ergebnisse des Schulaktionstages HaLT (Hart am Limit) am 14.Oktober 2010 im Bürgerschaftssaal des Rathauses der Hansestadt Rostock

 

Zur aktuellen Situation:

In der Hansestadt Rostock sowie in den Landkreisen Bad Doberan und Güstrow sind Kinder und Jugendliche zwischen zehn und unter 20 Jahren beim "Komasaufen spitze".
Nach Angaben des statistischen Landesamtes wurden in Rostock im vergangenen Jahr 41 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in Krankenhäusern behandelt.
Im Landkreis Bad Doberan waren es 30 und im Landkreis Güstrow 22.
In der Statistik für das ganze Land stehen 409 Fälle, darunter 78 für die Zehn- bis 15-Jährigen und 331 für die 15- bis unter 20-Jährigen.

 

Seit 1. September 2009 gehört die Hansestadt Rostock zum „HaLT – Hart am Limit“ –Projekt des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit einer Laufzeit von drei Jahren. Da derzeit keine ausreichenden Präventionsangebote in der Hansestadt Rostock existieren, ist HaLT ein effektives und effizientes Konzept zur Alkoholprävention für Kinder- und Jugendliche, das mit seinem proaktiven Baustein stadtteilbezogen umgesetzt werden kann. Die fehlenden Suchtpräventionsangebote waren ein Grund für die Projektstandortbewerbung. 

Unter Berücksichtigung und Anerkennung der HaLT-Standards wird diese Umsetzung über die Sucht- und Psychiatriekoordination der Hansestadt Rostock, Frau Dr. Antje Wrociszewski, organisiert.

 

 

Ziel des kommunalen Projektes ist:

·         Verhinderung von riskantem Alkoholkonsum im Vorfeld (Jugendschutzgesetz, keine Abgabe an Betrunkene etc.)

·         Sensibilisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Umgang mit Alkohol, insbesondere bei Großveranstaltungen

·         Verantwortung und Vorbildwirkung von Erwachsenen

·         Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit.

 

Mit der Übernahme der Schirmherrschaft für das Präventionsprojekt gegen das jugendliche Komasaufen „HaLT“ (Hart am Limit) hat der Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock sein besonderes Interesse an diesem wichtigen Projekt zum Ausdruck gebracht.

Seit gut einem Jahr versuchen die Akteure des Rostocker HaLT-Netzwerkes u. a. dem Ziel der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Alkohol, aber auch der

Verantwortung und der Vorbildwirkung von Erwachsenen besonders bei den Eltern ein Stückchen näher zu kommen.

 

Als eine von vielen Aktionen 2010 fand am 14. Oktober der erste Aktionstag für die Rostocker Schulen zum Thema Komasaufen im Rostocker Bürgerschaftssaal statt. Angemeldet hatten sich mehr als 200 Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Rostocker Schulen und Berufsschulen. Aus Platzgründen  konnten nicht alle berücksichtigt werden, so dass 130 Gäste von Frau Dr. Melzer im Bürgerschaftssaal begrüßt wurden. Die Organisatoren des HaLT-Netzwerkes bereiteten diesen Tag mit verschiedenen Workshops gemeinsam mit den Mitarbeitern der Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST) vor.

 

In diesen Workshops hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihr Wissen über das Thema Alkohol zu testen, anzuwenden und über ihre Erfahrungen zu berichten. Außerdem konnten sie mit Rauschbrillen probieren, wie ein simulierter Rauschzustand erlebt wird. Praktische Hinweise gab es von den Auszubildenden der Fortbildungsakademie der

Wirtschaft zum Mixen schmackhafter alkoholfreier Cocktails.

 

Folgende Ergebnisse wurden in dieser Präventionsveranstaltung erreicht, die einen aktuellen Einblick in die Lebenswelten junger Rostocker Bürgerinnen und Bürger geben:

-          Jugendliche finden es nicht gut, wenn sie als Komatrinker bezeichnet werden.

       Sie beobachten, dass Erwachsene selber häufig viel mehr trinken.

-          Interessant waren Berichte darüber, dass Jugendliche ihren ersten Kontakt mit Alkohol hauptsächlich über die Eltern, wie z. B. bei Familienfeiern haben.

-          Die gerufenen Rettungswagen kommen nicht sofort bei Anruf – dafür gibt es Hinweise wie: gebt mal Wasser oder fächelt Luft ins Gesicht.

-          Die Jugendlichen wussten sehr gut über Erste Hilfe-Maßnahmen Bescheid.

-          Sie hatten allerdings geringe Kenntnisse über die Wirkung von Alkohol und ihre Folgen im Körper eines Heranwachsenden.

-          Viele Jugendliche haben schon Freunde o. a. mit Alkoholvergiftung erlebt.

-          Jugendliche, die mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus waren, sollten soziale Stunden auf einer Suchtstation ableisten.

 

Zum ersten Mal in der Geschichte des Bürgerschaftssaals schlüpften die jungen Leute in die Rolle der Abgeordneten. In einem Planspiel „Aktuelle Stunde: Jetzt ist Schluss: es muss etwas zum Thema Jugend und Alkohol in Rostock passieren!“ formulierten sie Vorschläge und Forderungen, die sowohl die Kommunal- als auch die Bundespolitik betreffen:

 

 

 

 

 

 

 

 

Ergebnisse der „Aktuellen Stunde“

1.      strukturelle Bedingungen der Abgabe und des Konsums von Alkoholika

1.1.    Altersbeschränkungen für Abgabe aller Alkoholika (gesetzlichen Jugendschutz verstärken!)
 - meist ab 18 Jahren (gehört zu den am meisten genannten Vorschlägen),
   einige auch ab 21 Jahren
 - einmal Nennung der Höchstgrenze 23 Jahre (aus Verantwortung für junge
   Mütter, damit diese nicht trinken)

1.2.    Einschränkung der Mengenabgabe (besonders bei Flaschen mit „harten“
 Alkoholika)

1.3.    Beschränkung der Abgabe auf spezielle Verkaufsstellen – nicht mehr im
 Supermarkt oder in Tankstellen

1.4.    Verbot des Trinkens von Alkohol auf öffentlichen Plätzen

2.      Preisgestaltung/Produktgestaltung

2.1.    höhere Preise durch höhere Steuern

2.2.    generelle Preisminderung bei alkoholfreien Getränken (nicht nur „Apfelsaft-
 Paragraph“ - § 6 des Gaststättengesetzes)

2.3.    Verringerung des Alkoholgehaltes in den verschiedenen „Alkohol-Segmenten“

3.      generelles Werbeverbot für Alkoholika

4.      Kontrollen der Einhaltung bestehender Gesetze wie JuSchuG und Sanktionen

4.1.    mehr und „schärfere“ Kontrollen in Supermärkten, Diskotheken (hier auch
 Kontrolle des Einlasspersonals) etc.
 à konsequente und harte(!) Bestrafung bei Verstößen

4.2.    Kontrolle auch durch Streetworker bei den Aufenthaltsorten der Jugendlichen 

4.3.    parallel dazu soll das Verkaufspersonal entsprechend geschult werden

5.      Alternativen für Jugendliche zum übermäßigen Alkoholkonsum durch z. B. coole und möglichst kostenfreie Freizeitangebote

6.      Präventionsangebote

6.1.    für die Familie
 - Aufklärung für Familien (Eltern und auch Jugendliche) über Gefahren des 
   Alkohols
 - Eltern als Vorbild
 - Eltern sollen sich für ihre Kinder interessieren und auch für den  Freundeskreis

          ihrer Kinder
        - Ansprechen der Eltern, die nicht achtsam genug sind
        - bessere Betreuung von Eltern und ihren Kindern, wenn die Erwachsenen
          selbst Alkoholprobleme haben

6.2    mehr Aufklärung in der Schule

 

Die jungen Rostocker Bürgerinnen und Bürger erwarten auf ihre Ergebnisse des Aktionstages eine Antwort und Veränderungen für ihre Lebenswelten in der Hansestadt Rostock.

 

Das Projekt HaLT (Hart am Limit) läuft in diesem Jahr aus, da am 31.12.2011 die Förderung durch das Ministerium für Soziales und Gesundheit  M-V in Höhe von 10.000 EUR endet. Die ersten Ergebnisse, positive Resonanzen und das engagierte Handeln der Netzwerkpartner zeigen deutlich, wie wichtig es ist, dieses Projekt für die Kinder und Jugendlichen der Hansestadt weiterzuführen. Wir prüfen aktuell, wie auch ohne die Zuwendung des Ministeriums für Soziales und Gesundheit M-V dies gewährleistet werden kann. Das Hauptpotential sehen wir in der Wiederbesetzung der Stelle im Suchtpräventionskabinett, die im Stellenplan des Gesundheitsamtes vorhanden ist, aber bis 2011 mit einem Sperrvermerk versehen ist.

Auch dafür bitten wir um Ihre aktive Unterstützung.

 

 

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Finanzielle Auswirkungen:

 

im aktuellen Jahr: 2011

Haushaltsstelle

Betrag

VMH

VWH

Anmerkung

 

 

 

 

 

Ausgaben:

18.545,00 EUR

 

x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einnahmen:

10.000,00 EUR

 

x

Förderung durch Ministerium für Soziales und Gesundheit M-V

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verbindung zum aktuellen Haushaltssicherungskonzept: keine

 

 

 

für 4 Folgejahre: keine

 

 

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Beschlüsse

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02.02.2011 - Bürgerschaft - zur Kenntnis gegeben