Beschlussvorlage - 0005/05-BV
Grunddaten
- Betreff:
-
"Kindergesundheitsziele in Rostock" - ein Gesundheitsförderungskonzept für die Hansestadt Rostock bis 2010
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlage freigegeben:
- 04.05.2005
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Finanzausschuss
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10.03.2005
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●
Erledigt
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Ausschuss für Schule, Hochschule und Sport
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16.03.2005
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●
Erledigt
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Jugendhilfeausschuss
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29.03.2005
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●
Erledigt
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Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Migration
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13.04.2005
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●
Erledigt
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Bürgerschaft
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04.05.2005
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HANSESTADT ROSTOCK
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Nummer |
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DER OBERBÜRGERMEISTER |
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Amt |
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Beschlussvorschriften |
Datum |
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Gremium |
Sitzungstermin |
Genehmigungsvermerk |
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Beratungsfolge |
Sitzungstermin |
federführend |
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Jugendhilfeausschuss Sozial- und Gesundheitsausschuss Finanzausschuss |
29.03.2005 16:00 13.04.2005 17:00 10.03.2005 17:00 |
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Gegenstand |
beteiligt |
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"Kindergesundheitsziele
in Rostock" - ein Gesundheitsförderungskonzept für die
Hansestadt Rostock bis 2010 |
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bereits
gefaßte Beschlüsse |
zu
ändernde Beschlüsse |
aufzuhebende
Beschlüsse |
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Beschlussvorschlag |
Die Bürgerschaft beschließt
die Umsetzung des Gesundheitsförderungskonzeptes "Kindergesundheitsziele
in Rostock" (Anlage). |
Begründung
Der bundesweite Anstieg von
Adipositas und Übergewicht und damit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Diabetes sowie von Defiziten im Bewegungsapparat bei Kindern und Jugendlichen
ist alarmierend und hat deutschlandweit zu verschiedenen Initiativen geführt,
um diesem Problem gesamtgesellschaftlich und künftig effektiver zu begegnen.
Der Entwurf eines Präventionsgesetzes wird derzeit diskutiert, das Deutsche
Forum Prävention hat sich gegründet, ebenso die Plattform Ernährung &
Bewegung. Darüber hinaus haben die meisten Bundesländer eigene Präventionsziele
verabschiedet, so auch Mecklenburg-Vorpommern.
In der Hansestadt Rostock
werden Daten zur Erhebung des Gesundheitszustandes sowie zu psychosozialem
Verhalten im Rahmen der Einschulungs- bzw. schulärztlichen Reihenuntersuchungen
des Gesundheitsamtes erhoben.
Im Kindergesundheitsbericht
2002 entsprechen die ermittelten Untersuchungsergebnisse zu Adipositas und
Übergewicht, Haltungsschäden und psychomotorische Störungen dem bundesweiten
Trend. Dabei wird davon ausgegangen, dass Übergewicht und Adipositas eine
wesentliche Ursache für eine Vielzahl ernster Gesundheitsstörungen bei Kindern
und Jugendlichen ist.
Eine weitere Folge von
Bewegungsmangel sind Störungen des Bewegungsapparates, die sich insbesondere in
Haltungsschäden ausdrücken.
Hier ist ebenfalls bundesweit
ein Anstieg zu verzeichnen, so dass eine Förderung von Bewegung und sportlicher
Betätigung bereits im Vorschulalter beginnen und vor allem im Schulalter weiter
ausgebaut werden muss.
Mangelnde
Bewältigungskompetenzen bei Konflikten, Problemen und Kommunikationsstörungen
führen bei Kindern und Jugendlichen immer stärker zu psychosozialen Störungen, die sich in vermehrter
Gewaltbereitschaft und -äußerung, Drogengebrauch mit Verlagerung in immer
jüngere Altersgruppen sowie in sozialem Fehlverhalten äußern.
Durch die Festlegung
kommunaler Kindergesundheitsziele und deren Umsetzung auf der Grundlage eines
langfristigen Gesundheitsförderungskonzeptes innerhalb kommunaler
Rahmenbedingungen sollen langfristig Gesundheitsdefizite bei Rostocker Kindern
und Jugendlichen verringert werden.
Aufgrund der Tatsache, dass
die Hansestadt Rostock seit 1992 Mitglied im Netzwerk der Gesunden Städte in
der Bundesrepublik Deutschland ist, soll die Vereinbarung kommunaler
Gesundheitsziele in der Hansestadt Rostock gleichzeitig zur
Qualitätsentwicklung gesundheitlicher Kompetenzen im Netzwerk beitragen.
In Vertretung
Peter Grüttner
Beauftragter in der Funktion
des Ersten Stellvertreters des Oberbürgermeisters
Anlage
|
„Kindergesundheitsziele
in Rostock“ -
ein
Gesundheitsförderungskonzept für die Hansestadt Rostock von 2005 bis 2010 in
den Settings Kita/Tagespflege, Schule und Familie
Vorbemerkungen
Das Gesundheitsamt der
Hansestadt Rostock gab im Sommer des Jahres 2003 den ersten
Kindergesundheitsbericht heraus. Mit diesem Bericht wurde auch erstmals der
Versuch unternommen, im Rahmen von Einschulungs- und schulärztlichen
Reihenuntersuchungen erhobene Gesundheitsdaten von Kindern zur sozialen Lage
ihrer Eltern in Beziehung zu setzen. Die Ergebnisse bestätigten, was seit
langem in der Gesundheitswissenschaft relevant ist, dass die soziale Lage von
Kindern Einfluss auf ihren Gesundheitszustand hat.
Darüber hinaus war im
Vergleich der untersuchten Altersstufen (Einschulung,
4. und 8. Klasse) ein Anstieg verschiedener
Gesundheitsstörungen zu verzeichnen, so z. B. bei Adipositas und bei
Veränderungen am Bewegungssystem (Haltungsschäden).
Als Handlungsstrategie für
eine gesundheitsfördernde Intervention verständigte sich die Hansestadt Rostock
darauf, kommunale Kindergesundheitsziele zu verabschieden, um durch deren
Umsetzung langfristig eine Verbesserung des Gesundheitsstatus der Kinder und
Jugendlichen zu erreichen und ihre gesundheitlichen und sozialen Kompetenzen zu
stärken.
Aufgrund der Tatsache, dass
die Hansestadt Rostock seit 1992 Mitglied im Netzwerk der Gesunden Städte in
der Bundesrepublik Deutschland ist und sich erst kürzlich die mehr als 60 Mitgliedskommunen
auf ein gemeinsames Aktionsprogramm zu kommunalen Kompetenzen für Gesundheit
für die kommenden Jahre verständigt haben, soll die Vereinbarung kommunaler
Gesundheitsziele auch als Meilenstein zur Qualitätsentwicklung der Städte
dienen.
Im Rahmen einer kommunalen
Konferenz im Juni 2004 „Kindergesundheitsziele in Rostock“ wurden
Zielstellungen zu den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung
sowie prioritäre Maßnahmen zur Umsetzung in den Settingansätzen Kita/ Tagespflege,Schule
und Familie festgeschrieben. Auf der Basis dieser Ergebnisse wird bis Ende 2004
eine Gesundheitsförderungskonzeption durch die AG „Kommunale
Gesundheitsförderung der Hansestadt Rostock“, insbesondere aber durch das
Jugendamt der Hansestadt Rostock sowie das Staatliche Schulamt Rostock
erarbeitet. Die politische Willensbildung zur Realisierung des Konzepts von
2005 bis 2010 wird über einen Bürgerschaftsbeschluss erwirkt und soll den
Arbeitsprozess in den kommenden Jahren unterstützen.
Gesundheitsziele sind dabei Steuerungsmittel und Fokussierungselemente einer ressourcenschonenden und effektiven Gesundheits- und Sozialpolitik. Ihre Basis und ihr Handlungsinstrument ist eine aussagefähige Gesundheitsberichterstattung. Sie beziehen sich auf die Maßnahmen der Gesundheitsförderung und der Entwicklung der Gesundheitsversorgung und werden im Konsens der Akteure im Gesundheits- und Sozialwesen entwickelt. (1) BZGA (1996):Leitbegriffe der Gesundheitsförderung. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden in der Gesundheitsförderung .Verlag Peter Sabo, Schwabenheim a.d.Selz
Um die Entwicklung der
Gesundheitsdaten eines ganzen Jahrgangs zu beobachten und den Erfolg einer
gesundheitsfördernden Intervention, insbesondere auf den Gebieten Ernährung,
Bewegung Stressbewältigung messen zu können, soll eine Kindergesundheitsberichterstattung innerhalb des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes in Kooperation mit verschiedenen Partnern durchgeführt werden.
Zielstellung des Konzeptes
Das
Gesundheitsförderungskonzept „Kindergesundheitsziele in Rostock“ in
den Settings Kita/ Tagespflege, Schule und Familie
verfolgt das Ziel, unter dem Primat der Herstellung von Chancengleichheit für
Kinder und Jugendliche auf kommunaler Ebene die Themenschwerpunkte Bewegung,
Ernährung und Stressbewältigung als prioritäre Gesundheitsziele zur Stärkung
von Gesundheitsförderung und Prävention aufzugreifen und mit gezielten
Maßnahmen zu deren Umsetzung zu untersetzen. Darauf aufbauend, wird mit den
beteiligten kommunalen Partnern ein Aktionsplan für die Jahre 2005 bis 2010
entworfen. Dem Konzept werden die Ergebnisse der kommunalen Konferenz
„Kindergesundheitsziele in Rostock“ vom 17.06.04 zu Grunde gelegt.
Die Umsetzung der kommunalen
Kindergesundheitsziele erfolgt auf der Basis von Zielvereinbarungen mit den
Zuständigen für die Settings Kita/Tagespflege und Familie sowie Schule
(Jugendamt der Hansestadt Rostock, Staatliches Schulamt Rostock und Schul- und
Sportamt der Hansestadt Rostock) und wird entsprechend der inhaltlichen
Schwerpunkte innerhalb von Arbeitskreisen und Fachgruppen der AG
„Kommunale Gesundheitsförderung“ ab Januar 2005 vorgenommen. Die
Federführung, Prozesssteuerung und Koordination obliegt dem Gesundheitsamt der
Hansestadt Rostock .
Gesundheitsförderung und
Primärprävention in Settings
Der Settingansatz wird als Schlüsselstrategie zur Gesundheitsförderung verstanden und ist auf die Intervention sozialer Systeme, d. h. auf Organisationen und Netzwerke von Organisationen, ausgerichtet (2) Bauch, J. Der Settingansatz in der Gesundheitsförderung, in: Prävention 3/2002, S. 67-70 .
Das Settingkonzept in der Gesundheitsförderung bezeichnet mehr als den Interventionsort oder den Ort, an dem die Zielgruppe erreicht werden kann. Es geht vielmehr um die gesundheitsförderliche Aneignung und Gestaltung der Lebensräume und die Entwicklung individueller Lebensperspektiven und Eigenverantwortung der Kinder und Jugendlichen entsprechend einer geschlechtsspezifischen Betrachtungsweise. Dies erfolgt mit Unterstützung von Multiplikatoren, Kooperationspartnern und den politisch, administrativ und finanziell zuständigen Akteuren, Trägern und Behörden (3) gesundheitsziele.de, AG Gesundheit hat Zukunft, Zwischenergebnisse 2002.
Gesundheitsförderung und Prävention
in einem Setting wie Kindertagesstätte/ Tagespflege, Schule oder Familie bilden
jeweils ein Gleichgewicht zwischen gesundheitsfördernden Maßnahmen für die
jeweilige Zielgruppe als auch der dafür notwendigen Rahmenbedingungen (Einheit
von Verhaltens- und Verhältnisprävention). Ermöglicht wird die Kombination
verhaltens- und verhältnispräventiver Maßnahmen für langfristige und
nachhaltige Effekte:
-
„Die
Betroffenen werden in ihrem Lebensumfeld erreicht. Die spezifischen
Gesundheitspotenziale (strukturelle und individuelle) vor Ort werden aktiviert.
-
Die Intervention
erfolgt ressourcenorientiert. Die Betroffenen werden befähigt, sich selbst mit
ihrem Lebensumfeld auseinander zu setzen und Probleme zu bewältigen.
-
Verhaltensänderungen
bleiben nachhaltig wirksam, da Intervention in den Alltag der Betroffenen
integriert sind.
-
Die
Interventionen setzen sich aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen
zusammen.
-
Die
Erreichbarkeit der Zielgruppe wird verbessert. Hemmschwellen werden abgebaut.
Eine Stigmatisierung der Betroffenen wird vermieden.
-
Den Betroffenen
wird der Zugang zur Außenwelt und deren gesellschaftlichen Werten erleichtert.
Ein Rückzug aus dem sozialen Leben wird verhindert.
-
Die Zielgruppen
werden aktiv an den Interventionen beteiligt und wirken mit.
(4) aus: Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von
Gesundheitschancen im Setting, Abschlussbericht der Landesvereinigung für
Gesundheitsförderung Thüringen e.V. Juni 2004
3.1 Setting Schule
„Die lebensweltbezogene Behandlung gesundheits- und krankheitsrelevanter Wissensbereiche im Unterricht, gesundheitsfördernde Lehr- und Lernverfahren, ein gesundheitsfördernder Umgang mit verhaltens- und verhältnisbezogenen Bedingungen gehören zur schulischen Gesundheitsförderung“ (5) Spenlen, K., Israel, G. und Schmidtke, M Gesundheitsfördernde Schulen im Opus-Netzwerk in NRW in: Prävention 3/2002, S. 71-74.
Dabei wird das Setting Schule
als Lebens- Lern- und Arbeitsplatz für verschiedene Zielgruppen wie Lehrerinnen
und Lehrer, technisches Personal, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern
betrachtet.
Erfolgreiche Schulische
Gesundheitsförderung zielt auf ein Gesamtkonzept „Gesunde Schule“
das sich auf alle körperlichen, psychischen und sozialen Ressourcen erstreckt,
welche Gesundheit stärken und fördern.
Neben physischen Ressourcen
Beweglichkeit und Koordination und externen Ressourcen wie Ernährung,
Arbeitsplatz- und Lebensraumgestaltung zählen vor allem auch psychische
Ressourcen wie Sinnhaftigkeit, Bewältigbarkeit, Verstehbarkeit ...“ (6)
Ebenda, S. 71 .
Das Setting Schule verfügt
hinsichtlich seiner vorhandenen Strukturen über eine Vielzahl von Potenzialen,
wo eine gezielte Gesundheitsförderung ansetzen kann und muss, deren Relevanz
jedoch nicht immer bewusst wahrgenommen bzw. zur Prozesssteuerung hinreichend
genutzt wird.
Gesundheitsförderung sollte die Basis für schulische Qualitätsentwicklung sein und als Investition für die Zukunft betrachtet werden. Voraussetzung dafür, dass Gesundheitsförderung angenommen werden soll, ist die Einbeziehung sowohl der Lehrer/innen als auch der Schüler/innen, aber auch von Schulsozialarbeiter/innen, Freizeitpädagog/innen sowie von kooperierenden Jugendfreizeiteinrichtungen bei einer gesundheitsfördernden Gestaltung des Schulalltags. Es geht nicht nur um die Verbesserung von Gesundheit, auch um die Verbesserung der Arbeitssituation (7) Ebenda, S. 74.
Schule ist ein Lern und
Arbeitsort der beteiligten Schüler/innen, der Lehrkräfte, der Schulleitung und
des nicht unterrichtenden Personals. Der Settingansatz fördert eine
prozesshafte Steuerung und Entwicklung des Veränderungsbedarfs im Alltag des
Lernens, Lehrens und Lebens und führt zu einer Zunahme der Identifikation mit
der Schule. Die Zielgruppe der sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen wird
im Settingansatz effektiver erreicht.
3.1.1 Rahmenbedingungen für das Setting Schule
in der Hansestadt Rostock
In § 5 des Schulgesetzes des
Landes Mecklenburg-Vorpommern ist die Gesundheitserziehung als ein Fächer
übergreifendes Aufgabengebiet verankert. Dabei ist diese Aufgabe eingebunden in
ein Netz weiterer Erziehungsschwerpunkte, die im weiteren Sinne ebenfalls
gesundheitsfördernde Ziele verfolgen. Genannt seien insbesondere die
Sexualerziehung, die Umwelterziehung, die Verkehrs- und Sicherheitserziehung,
aber auch die Medienerziehung.
Gesundheitserzieherische
Aspekte finden sich in einer Reihe von relevanten Unterrichtsfächern (u.a.
Biologie, Sport, Sozialkunde, Religion, Philosophie, Geografie, Deutsch), im
Wahlpflichtunterricht und im Projektunterricht.
Seit 2004 liegt den Schulen
die Erprobungsfassung eines Rahmenplanes Gesundheitserziehung vor, der für alle
Schularten und Jahrgangsstufen Gültigkeit hat.
Hervorzuheben ist der
ganzheitliche Ansatz dieser schulrechtlichen Vorschrift, der auf die
Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung (WHO 1986) zurückgeht. Er zielt auf die
Entwicklung von „Handlungskompetenz(en) ab, die es dem Schüler
ermöglicht, Gesundheit als wesentliche Grundbedingung des alltäglichen Lebens
zu begreifen.“
Neben Handlungsanleitungen
für eine gesundheitsfördernde Lebensweise nimmt auch die Prävention einen
breiten Raum ein.
Der Rahmenplan ist für die
Erziehungsarbeit verbindlich und insofern eine wesentliche Grundlage für ein
schulisches Gesamtkonzept.
An allen allgemein bildenden
Schulen der Hansestadt Rostock sind in den Jahresplänen regelmäßig die
verschiedensten Projekte zur Gesundheitserziehung ausgewiesen. Namentlich an
Ganztagsschulen und Vollen Halbtagsschulen existieren günstige Bedingungen, um
in Arbeitsgemeinschaften und Kursen über den Pflicht- und Wahlpflichtunterricht
hinaus spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln. Als Beispiel seien
Erste-Hilfe-Kurse genannt oder Arbeitsgemeinschaften, die sich mit den
Gesundheitsgefahren durch Umwelteinflüsse beschäftigen.
Die Angebotsbreite erstreckt
sich auch von Kursen zur gesunden Ernährung über vielfältige Sportaktivitäten
bis hin zur Sucht- und AIDS-Prävention.
Die Teilnahme an
Wettbewerben, die gesundheitsfördernden Charakter tragen, ist an mehreren
Schulen fester Bestandteil der Bildungs- und Erziehungsarbeit. Genannt seien
hier „Wir in Mecklenburg-Vorpommern – Fit und sicher in die
Zukunft“. „Zeig deine Zähne“ (Zahnpflegewettbewerb);
„Jugend trainiert für Olympia“ und andere schulische
Sportwettbewerbe.
Auch Schlichtergruppen an
Schulen, die stressfreie Konfliktlösungsstrategien anbieten, gehören vielerorts
zum Handlungsfeld der Gesundheitsförderung.,
Sofern sich Schulen durch
Schulkonferenzbeschlüsse eine Hausordnung gegeben haben, enthalten diese
verbindliche Regelungen, die ein gesundheitsförderndes Schulklima zum Ziel
haben. Genannt sei hier ein generelles Rauchverbot an einigen Schulen.
Maßgebliche Initiatoren von
gesundheitsfördernden Maßnahmen sind die Gesundheitsberater/innen an den Schulen. Sie arbeiten mit anderen
Funktionsträgern, der Schulleitung und den Mitwirkungsgremien eng zusammen. Zu
ihren Aufgaben gehört auch, Fächer übergreifende Gesundheitsprojekte mit den
Lehrkräften abzustimmen.
Nicht zuletzt seien die
Klassenleiter genannt, denen durch ihre konkrete Kenntnis des einzelnen
Schülers eine Schlüsselrolle bei der Präventionsarbeit zukommt.
Die Rahmenbedingungen und die
Anstrengungen der Schulen, gesundheitsfördernd Einfluss zu nehmen, reichen aber
offenbar noch nicht aus. Das Bild des Gesundheitszustandes der Schülerinnen und
Schüler ist durchaus nicht zufriedenstellend. Die Ergebnisse von Erhebungen
zeigen vor allem in folgenden Bereichen beträchtliche Defizite:
1.
Entwicklung des
Bewegungsapparates
2.
Ernährungsgewohnheiten
3.
Stressbewältigung
4.
Verzicht auf
Suchtmittel
Bereits in der Grundschule
werden diese Defizite zunehmend sichtbar.
Sie äußern sich in Problemen
mit der Fein- und Grobmotorik, Übergewichtigkeit, Magersucht und in
Verhaltensauffälligkeiten (ADS; ADHS). Auch der Missbrauch von Nikotin und
Alkohol erreicht immer jüngere Schulkinder.
3.1.2 Potenziale
zur gesundheitsfördernden Intervention bei der Umsetzung der Gesundheitsziele
zur Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung
Voraussetzung für eine
signifikant erfolgreiche Gesundheitsförderung in der Schule ist ein
ganzheitlicher Ansatz. Die Schule ist sowohl Lernort für die Schülerinnen und
Schüler als auch Arbeitsort für die Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und
Erziehr sowie anderes Personal.
Deshalb muss Schule für alle
als gesundheitsfördernder Lebensraum gestaltet werden. Dies bedarf eines
Grundkonsenses aller an Schule Beteiligten. Nur dann kann Gesundheitsförderung
obligatorischer Bestandteil jeder schulprogrammatischen Arbeit werden. Um das
umfassende Ziel einer „Gesunden Schule“ zu verwirklichen, bedarf es
einer noch größeren Unterstützung aus dem öffentlichen Umfeld.
Der kommunale Schulträger ist
weiter gefordert, die äußeren Rahmenbedingungen der Schulen gesundheitsfördernd
zu gestalten.
Entsprechende schulische
Projekte können zur Kostensenkung beitragen. Die Unterstützung durch die
Elternschaft ist weiter zu entwickeln.
Die Koordination der
Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsamt, Jugendamt und Schulamt muss so
erfolgen, dass die Potentiale gebündelt werden.
Unabdingbar ist die Arbeit
der freien Träger der Jugendhilfe mit den Schulen speziell im Bereich der
Gesundheitsförderung. Die Angebote der Krankenkassen, die Unterstützung durch
regionale Wirtschaftsunternehmen muss fortgeführt und ausgebaut werden.
Die oftmals attraktiven
Wettbewerbsausschreibungen im Bereich der Gesundheitsförderung sollten von noch
mehr Rostocker Schulen wahrgenommen werden.
Ein Erweiterung des
außerunterrichtlichen Nachmittagsbetriebes von Schulen stellt ebenfalls ein
Potential dar, was für gesundheitsfördernde Maßnahmen von Bedeutung sein kann.
Die bereits begonnene
schulübergreifende Organisation von Gesundheitsprojekten sollte unbedingt
fortgesetzt werden.
Gesundheitsfördernde Angebote
für Lehrkräfte an den Schulen sollten flächendeckend vorgehalten werden.
Im Bereich der Aufklärung
über Gesundheitsfragen kommt den Medien eine bedeutende Rolle zu. Die
vorhandenen Potentiale im regionalen Bereich müssen noch stärker zum Tragen
kommen.
Grundsätzlich gilt es, im
öffentlichen Bewusstsein zu verankern, das die Gesundheitsförderung der
heranwachsenden Generation gleichermaßen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
ist, die keineswegs vorrangig den in der Schule Tätigen aufgebürdet werden
darf.
3.2 Setting Kita/ Tagespflege
Den Kindertagesstätten als
erste Ebene des Bildungssystems kommt eine besondere Bedeutung zu. Es werden
die Kinder in einem Alter erreicht, in dem negative gesundheitsschädigende
Einflüsse noch nicht aufgetreten bzw. noch nicht verfestigt sind. Darüber
hinaus kann hier am ehesten auf die Bedürfnisse von Kindern aller sozialer
Lagen eingegangen und ein gesundheitsförderlicher Lebensraum gestaltet werden.
Da viele gesundheitliche
Probleme ihren Ursprung bereits in der frühen Kindheit haben, ist es um so
wichtiger, so früh wie möglich mit einer positiven Gesundheitserziehung zu
beginnen. Das kann gelingen, wenn pädagogische Fachkräfte, technische Mitarbeiter,
Eltern und Kinder befähigt werden, Gesundheitspotenziale zu erschließen und
vorhandene Strukturen gesundheitsgerecht zu verändern. Eine langfristige und
nachhaltige Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Beteiligten lässt
sich dabei unter Berücksichtigung des Settingansatzes
erreichen.
Zur individuellen Förderung
der Kinder ist es notwendig, ihr häusliches Umfeld zu
berücksichtigen. Die Arbeit mit den Kindern ist um so erfolgreicher, wie es
gelingt, die Vorstellungen und Bedürfnisse der Eltern, aber auch ihre Ängste
und Unsicherheiten wahr zu nehmen. Ein partnerschaftlicher Dialog bei
gegenseitiger Akzeptanz der Partner sollte die gesunde Entwicklung der Kinder
begleiten.
Gesundheitsfaktoren
beschreibende Merkmale des Kindergarten-Alltags , welche Gesundheit und Wohlbefinden
im Arbeits- und Lebensraum einer Kita/ Tagespflege unmittelbar fördern, sind
-
Gestaltung der
Umgebung wie z. B. gute Lichtverhältnisse; Lärmreduktion, gutes
Raumklima,
Pflege, Schutz und –Fürsorge
-
Schaffung
gesundheitsfördernder Ernährungs- und Bewegungsangebote
sowie
die qualitative Verbesserung der Bewegungsräume (drinnen und
draußen)
unter Beachtung ergonomischer Gesichtspunkte
-
Schaffung von
Spiel-, Lern- und Arbeitszufriedenheit, Kommunikation und Partizipation
wie
z. B. Bereitschaft zur Teamarbeit, Konfliktbewältigung und Problemlösung
-
Berücksichtigung
geschlechtsspezifischer Aspekte (z. B. Mädchen-/Jungenförderung)
-
Bereitschaft zur
Kooperation, Öffnung und Vernetzung mit Partner/innen zur Gesundheitsförderung
und Prävention)
(8) aus: Impulse 34/2002 Masberg, A.,Setting Kindergarten gesundheitsförderlich gestalten, S. 4
3.2.1 Rahmenbedingungen für das Setting Kita/ Tagespflege in
der Hansestadt Rostock
Das Kinder- und Jugendhilfegesetz KJHG/ SGB VIII definiert
in §1 Abs. 3 als zentrale Aufgabe der Jugendhilfe „ insbesondere
- junge Menschen in ihrer sozialen Entwicklung (zu)
fördern und dazu bei(zu)tragen , Benachteiligungen zu vermeiden oder
abzubauen,
- Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung
(zu) beraten und (zu) unterstützen,
- Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl
(zu) schützen,
- dazu bei(zu)tragen, positive Lebensbedingungen
für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und
familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen“
Im Lebensweltkonzept geht die
Jugendhilfe davon aus, dass folgende Lebensbereiche/Lebenslagen in bedeutender
Weise die Lebenssituation und damit die Lebensqualität der Menschen bestimmen
und beeinflussen:
-
Einkommen
-
Arbeit
-
Bildung
-
Wohnen
-
Soziale
Beziehungen und Kontakte
-
Gesundheit.
Das Gesundheitsrisiko ist
immer abhängig vom Status der Familie.
3.2.2 Potenziale zur gesundheitsfördernden Intervention bei der Umsetzung
der Gesundheitsziele zur Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung
Jugend-, Sozial- und Gesundheitshilfe und die staatliche
Schulverwaltung müssen ihre sektorale Zuständigkeit überwinden.
Gesundheitsförderung ist eine Querschnittsaufgabe.
Notwendig ist der Aufbau einer lokalen Präventionskette, von
der vorgeburtlichen Betreuung bis zum Abschluss der Berufsausbildung und dem
Erhalt der sozialen Integrationsfähigkeit von Stadtteilen und Nachbarschaften.
Gesundheitsförderung muss schon möglichst früh beginnen
durch Angebote der Familiebildung in der vorgeburtlichen Phase, in den
Kindertageseinrichtungen und den Grundschulen.
Kindertageseinrichtungen und Tagespflegepersonen müssen
ihren guten Zugang zu Kindern und Eltern aller sozialen Schichten nutzen, ohne
sie zu stigmatisieren, und sie müssen dazu beitragen, das soziale Kapital der
Familien zu stärken.
Außerdem bieten sie Schutz vor andauernder Vernachlässigung
und defizitärer Entwicklung.
Erforderlich ist der weitere Ausbau von regelmäßigen
Sceeningmaßnahmen zur Identifizierung auffälliger Kinder in den
Kindertagesstätten.
Künftig sind mehr umfassende Programme der Verhaltens- und
Verhältnisprävention erforderlich.
Für sozial benachteiligte junge Menschen sind verstärkt
Maßnahmen zur Stärkung ihrer Bewältigungsressourcen erforderlich. Außerdem ist
die Entwicklung und der Ausbau geschlechtsdifferenzierter Präventions- und
Gesundheitsförderungsmaßnahmen dringend geboten.
Fachberatung,
Fortbildung und die Qualitätsstandards sind Bestandteile der mit den freien
Trägern der Jugendhilfe abzuschließenden Leistungsvereinbarungen.
3.3 Setting Familie
Familien sind der Ort, wo
Kinder in Geborgenheit aufwachsen, soziale und gesundheitliche Kompetenzen
vermittelt bekommen, um eine gesunde Entwicklung nehmen zu können.
Ein aktives
Bewegungsverhalten, eine ausgewogene Ernährung, Fähigkeiten zur Stress- und
Konfliktbewältigung sind Voraussetzungen für ein gesundes familiäres Klima und
damit für eine gesunde Entwicklung der Kinder.
Die soziale und
gesundheitliche Lage von Familien in Deutschland ist durch eine immer
anspruchsvollere Reproduktion- und Sozialisationsleistung mit immer weniger
personellen und finanziellen Ressourcen gekennzeichnet.
Verschiedene Faktoren
wie rückläufige Geburtenzahlen, das
ansteigende Alter von Erstgebärenden, zunehmende Scheidungsraten, Zunahme
alternativer Lebensformen bedingen eine immer schwieriger werdende Realisierung
von Kinderpflege und –erziehung, von elterlicher, insbesondere auch
beruflicher Selbstverwirklichung. Langzeitarbeitslosigkeit und
Perspektivlosigkeit tragen ebenfalls dazu bei, dass Erziehungskompetenzen in
den betroffenen Familien immer stärker zurück gehen bzw. unzureichend
ausgeprägt sind.
Erkenntnisse aus der
Krankheitsforschung belegen, dass es nicht nur
die im Lebenszyklus einer Familie auftretenden Regelbelastungen sind,
die Familiensysteme zerstören können. Zusätzlich können Faktoren wie Armut, Arbeitslosigkeit,
soziale Isolation, geringe Bildung, aber auch einschneidende Lebensereignisse
wie Geburt, Krankheit, Behinderung oder Scheidung destabilisierend und
desorganisierend wirken.
Gesundheitsförderung im Setting Familie sollte in erster Linie das Problembewusstsein und das Selbsthilfepotenzial verbessern.(9) aus : Impulse 34/2002, Schnabel, P.-E., Familie – ein bisher vernachlässigtes Setting für Gesundheitsförderung“, S. 6
Hier lassen sich enge
Verknüpfungen zu den Settings Kita/Tagespflege und Schule herstellen, aber auch
zu den verschiedenen Hilfeformen der Jugendhilfe .
Der Erziehung ist die Gesundheitserziehung immanent und
spielt damit im Rahmen von Erziehungsberatung sowie ambulanten und stationären
Hilfen zur Erziehung eine Rolle, denn es ist wesentlichstes Ziel aller Formen
der Hilfe zur Erziehung, die Erziehungskompetenzen der Eltern zu stärken.
Ebenso finden sie Berücksichtigung in den Leistungsangeboten
der Träger der Hilfen zur Erziehung.
Insofern sind Beratungs- und
Hilfeplanverfahren auf diesen Gesamtprozess auf der Grundlage eines
einklagbaren Rechtsanspruchs gem. § 27
SGB VIII abgestimmt und Grundlage des Handelns des Jugendamtes.
3.3.1 Rahmenbedingungen für das Setting Familie in der
Hansestadt Rostock
Das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat 2003 die
Initiative „Lokale Bündnisse für Familien“ ins Leben gerufen.
Die
Hansestadt Rostock hat als erste Stadt in Mecklenburg- Vorpommern mit Beschluss
der Bürgerschaft vom 06. Oktober 2004 den Auftrag, ein „Lokales Bündnis
für Familien“ ins Leben zu rufen, das im 1. Quartal 2005 gegründet wird.
Das
lokale Bündnis für Familien soll als Diskussionsforum und Ideenschmiede konkrete Vorstellungen und
Vorschläge zur Förderung der Familien erarbeiten und in die Praxis umsetzen.
Die
jetzige Grundlage für die Umsetzung der Kindergesundheitsziele im Setting
Familie ist unter anderem das Rahmenkonzept der Eltern- und Familienbildung in
der Hansestadt Rostock.
Als
allgemeines Ziel der Familienbildung kann die Unterstützung von Familien durch
überwiegend beratende und bildende Angebote bezeichnet werden.
Aus
Sicht der Jugendhilfe sind zu beachten:
·
Erreichung aller
sozialen Schichten insbesondere der Einbeziehung sozial benachteiligter
bildungsferner Gruppen, auch unter Berücksichtigung interkulturell geprägter
Lebenszusammenhänge
·
die Öffnung der
Angebote in den Sozialräumen auf der Basis fundierter Jugendhilfeplanung
·
die Diskussion
von Zielen und Ergebnissen der Arbeit der Träger, die Familienbildungsangebote
unterbreiten
Die
Aufgabenstellung, der Eltern- und Familienbildung besondere Aufmerksamkeit
zukommen zu lassen, lässt sich aus dem SGB VIII KJHG § 16 entnehmen.
Allgemeine
Förderung der Erziehung in der Familie nach § 16 KJHG umfasst drei inhaltliche
Schwerpunkte:
1. Familienbildung
2. Allgemeine Beratung zu Fragen der Erziehung und
Entwicklung junger Menschen (präventiv)
3. Familienfreizeit und- erholung, insbesondere in
belastenden Familiensituationen als Leistungen (Regelangebote) der Jugendhilfe
Mit
der Förderung der Kommune im Bereich der Eltern- und Familienbildung werden die
Rahmenbedingungen gegeben für qualifiziertes Fachpersonal.
Um
die Ziele und Aufgaben der Familienbildung zu realisieren, wird die
Zusammenarbeit und Kooperation mit folgenden Partnern angestrebt:
-
Stadtteil- und
Begegnungszentren
-
Kindertageseinrichtungen
-
Schulen
-
Beratungsstellen
-
Kinderärzte
-
Ämter (
Jugendamt, Gesundheitsamt, Sozialamt)
-
Träger der freien
Jugendhilfe
-
andere Vereine
3.3.2 Potenziale
zur gesundheitsfördernden Intervention bei der Umsetzung der Gesundheitsziele
zur Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung
Die
Angebote der Familienbildung werden zielgruppenorientiert, bedarfsgerecht und
flächendeckend in drei Regionen (Nord- West, Nord- Ost und Mitte) der
Hansestadt Rostock vorgehalten. Dabei wirken die lizenzierten Kurse (wie z.B.
Starke Eltern- starke Kinder oder Triple P) im Rahmen der
Familienbildung stadtteilübergreifend. In der Dreiteilung der Stadt arbeiten
die Träger der freien Jugendhilfe
-
Charisma e.V.
Verein für Frauen und Familien
-
Deutscher
Kinderschutzbund Rostock e.V.
-
DRK
Familienbildungsstätte.
Zum Gesundheitszustand von
Kindern und Jugendlichen in der Hansestadt Rostock
Der bundesweite Anstieg von
Adipositas und Übergewicht und damit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Diabetes sowie von Defiziten im Bewegungsapparat bei Kindern und Jugendlichen
ist alarmierend und hat deutschlandweit zu verschiedenen Initiativen geführt,
um diesem Problem gesamt gesellschaftlich und künftig effektiver zu begegnen
(Deutscher Präventionsrat, gesundheitsziele.de, Plattform „Ernährung und
Bewegung“ als Ausdruck von Bündnissen zahlreicher Akteure über das
Gesundheitswesen hinaus).
.
Eine weitere Folge von Bewegungsmangel
sind Störungen des Bewegungsapparates, die sich insbesondere in Haltungsschäden
ausdrücken.
Hier ist ebenfalls bundesweit
ein Anstieg zu verzeichnen, so dass eine Förderung von Bewegung und sportlicher
Betätigung bereits im Vorschulalter beginnen und vor allem im Schulalter weiter
ausgebaut werden muss.
Mangelnde
Bewältigungskompetenzen bei Konflikten, Problemen und Kommunikationsstörungen
führen bei Kindern und Jugendlichen immer stärker zu psychosozialen Störungen, die sich in vermehrter Gewaltbereitschaft
und -äußerung, Drogengebrauch mit Verlagerung in immer jüngere Altersgruppen
sowie in sozialem Fehlverhalten äußern.
In der Hansestadt Rostock
werden Daten zur Erhebung des Gesundheitszustandes sowie zu psychosozialem
Verhalten im Rahmen der Einschulungs- bzw. schulärztlichen Reihenuntersuchungen
des Gesundheitsamtes erhoben.
Im Kindergesundheitsbericht
2002 entsprechen die ermittelten Untersuchungsergebnisse zu Adipositas und
Übergewicht, Haltungsschäden und psychomotorische Störungen dem bundesweiten
Trend.
Aus diesem Grunde soll durch
die Festlegung kommunaler Kindergesundheitsziele und einer entsprechenden
Umsetzungsstrategie in einem langfristigen Gesundheitsförderungskonzept
innerhalb kommunaler Rahmenbedingungen Gesundheitsdefizite bei Kindern und
Jugendlichen verringert werden.
Kindergesundheitsziele in der
Hansestadt Rostock
Anlässlich der 10. Rostocker
Gesundheits- und Umwelttage 2004 haben sich mehr als 70 Fachleute im Rahmen der
kommunalen Konferenz „Kindergesundheitsziele in Rostock“ mit den
Potenzialen der Settings Schule, Kita und Familie auseinandergesetzt und in
Arbeitsgruppen in Anlehnung an die Gesundheitsziele des Landes
Mecklenburg-Vorpommern Gesundheitsziele für Kinder und Jugendliche erarbeitet.
Die Darstellung der nachstehenden Maßnahmen auf kommunaler Ebene basiert auf
den Ergebnisse der Arbeitsgruppen der Konferenz. (Siehe auch dazu Dokumentation
der 10. Rostocker Gesundheits- und Umwelttage mit den Beiträgen zur Konferenz.)
5.1 Gesundheitsziel „Bewegung“
Erhaltung und Ausprägung der Bewegungsfreude sowie eines aktiven
Bewegungsverhaltens
Prioritäre Maßnahmen auf
kommunaler Ebene:
¨
Erhalt des
vorhandenen Sporthallenbestandes bei Aufgabe von Schulstandorten
¨
Qualifizierung
und Weiterbildung der Erzieher/ innen, Tagespflegepersonen und
Lehrer/innen zur Durchführung regelmäßiger Bewegungsangebote im Schul- und
Kitabereich
¨
Verbesserung
des Informationsflusses zu Bewegungsangeboten (z. B. über Presse, Stadtteiltische,
Informationsveranstaltungen für Eltern oder Ortsbeiräte)
¨
Angebot eines
modifizierten Kinderturnabzeichens für Kitas und Grundschulen durch
Landesturnverband M-V und Sportjugend Rostock
¨
Erweiterung
des kompensatorischen Schulsportangebotes (bei eingeschränkter
Schulsporttauglichkeit)
¨ gezielte Bewegungsangebote für adipöse Kinder im
Rahmen von Sportvereinen
(Qualitätssiegel“ Sport pro
Gesundheit) mit Unterstützung durch die
Krankenkassen
¨
Weitere
Verbesserung der Bewegungsräume bei Freiflächengestaltungen
(z.B.
Schulhöfe, Außenflächen an Kindertagesstätten, Außenflächen an Stadtteil- und
Begegnungsstätten, Spielplätze in Wohngebieten)
¨ Erweiterung der Angebote der Träger der
Familienbildung im Rahmen der Erarbeitung der Konzepte
¨ Erarbeitung von qualitativen Standards für die
Gestaltung von Spielplätzen und Freiflächen unter Federführung des Amtes für
Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege
5.2 Gesundheitsziel „Ernährung“
Ein gesundes
Ernährungsverhalten wird gefördert – Fehl-, Über- und Unterernährung sind
reduziert.
Prioritäre
Maßnahmen auf kommunaler Ebene:
¨
eine
flächendeckende gesunde Vollverpflegung in den Kindertagesstätten
ist anzustreben
♦
Erhöhung des Anteils der Milchtrinker in den Grundschulen
¨
Verbesserung
der Qualität des Schulessens und Erhöhung des Anteils der Essenteilnehmer/innen
¨
Optimierung
geeigneter Angebote zur Ernährungserziehung von übergewichtigen und adipösen
Kindern
¨ Einführung eines „Einkaufstrainings“ zur
Erhöhung der Einkaufskompetenz von Familien sowie zur Sicherstellung einer
bedarfsgerechten Ernährung
¨
Fachberatung
und Vorträge zu ernährungsspezifischen Themen durch die Träger der
Familienbildung in den Regionen Mitte, Nord- Ost und Nord- West
5.3 Gesundheitsziel
„Stressbewältigung“
Stärkung der
Motivation und Fähigkeiten zur Stressbewältigung
Prioritäre Maßnahmen auf
kommunaler Ebene:
¨
Vermittlung
von Stressbewältigungsstrategien (Kurse) für Lehrerinnen und Lehrer,
Erzieherinnen und Erzieher
¨
Einführung von
Stressbewältigungsübungen in den Sportunterricht
¨
Vernetzung der
bestehenden Angebote zur Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche
¨
Gezielte
Veröffentlichung von Stressbewältigungsangeboten in Schulen, Kitas ,
Begegnungszentren und in den Familien
Familie Stärkung/Befähigung von
Familien zur aktiven Stressbewältigung (Modellfunktion) Unterstützung bei der
Ausbildung von Bewältigungsstrategien Kompetenzentwicklung im Umgang
mit schwierigen Situationen Durch: "Elternschule" -„Starke Eltern-
starke Kinder -
Triple P -
Gordon -
Rendsburger Elterntraining -
Tages- und
Wochendfahrten mit Familien in besonders belastenden Situationen -
Elternbriefe -
Eltern-
Kind- Gruppen ) -
Angebot von
Kursen zur Stressbewältigung) Informations- und Beratungsangebote für Eltern zur
Stressprävention (Aufklärung) Verbesserung
familienorientierter Freizeitangebote |
Kindertagesstätte/ Schule für Kinder (Kitas)
Schülerinnen und Schüler Erleben sozialer +
leistungsbezogener Anforderungen als anregende Herausforderung Entwicklung von
Bewältigungsfertigkeiten für Lehrerinnen und
Lehrer/ Erzieherinnen und Erzieher: Befähigung im Umgang mit
schwierigen Situationen (Stress- Bewältigungsstrategien) Durch: Präventionsprogramme für
Lehrerinnen und Lehrer + Erzieherinnen und Erzieher |
Freizeit/Soziale
Kontakte Schaffung
förderlicher Bedingungen, um Freundschaften zu schließen + soziale
Anerkennung zu gewinnen Finden eigener Identität Durch: "Streitschlichter" Kompetenzschule Sinn-/Motivationsschule |
Umsetzungsstrategie
Die Realisierung der
kommunalen Kindergesundheitsziele zur Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung
in den Settings Kita/ Tagespflege, Schule und Familie soll im Rahmen der
bestehenden Gesundheitsförderungs- bzw. fachlichen Strukturen der Hansestadt
Rostock erfolgen.
Die Arbeitsgruppe
„Kommunale Gesundheitsförderung“ wurde 1992 im Zusammenhang mit der
Mitgliedschaft der Hansestadt Rostock im Gesunde Städte Netzwerk von der
Bürgerschaft berufen und wird durch das Gesundheitsamt koordiniert.
Mehr als 50 Partner der
kommunalen und Landesebene, insbesondere aus den Settings Kita/ Tagespflege,
Schule und Familie, wirken in verschiedenen Arbeitskreisen und Projektgruppen mit
und setzen Gesundheitsförderung als ressortübergreifende Querschnittsaufgabe
um.
Im Hinblick auf die zu
lösenden Aufgaben der kommenden Jahre wird es notwendig sein, neue
Kooperationspartner/innen ( insbesondere die Stadtteil- und Begegnungsstätten)
zu gewinnen, strukturelle Veränderungen vorzunehmen, aber auch bereits
bestehende kommunale Arbeitsgremien innerhalb der Settings einzubeziehen.
Die Koordinierung der
Umsetzung des Aktionsplanes von 2005 bis 2010 erfolgt durch den Öffentlichen
Gesundheitsdienst.
An der Konzepterarbeitung haben durch konkrete Zuarbeiten
mitgewirkt:
-
das Jugendamt der Hansestadt Rostock,
-
das Staatliche Schulamt Rostock
- die Arbeitskreise
„Gesundheitsfördernde Infrastruktur“ sowie „ „Chancengleichheit und
Gesundheit bei Kindern“, die innerhalb der AG„Kommunale
Gesundheitsförderung tätig sind,
- der
Landesturnverbandes M-V
- die
Sportjugend der Hansestadt Rostock
- die
Polizeiinspektion Rostock, Bereich Verkehrserziehung
- die
Beruflichen Schule für Dienstleistung und Gewerbe
- der
Stadtelternrat Rostock
aber auch private Leistungserbringer, wie die
- Physiotherapiepraxis
„Thiede/Nehrenberg“ oder
- Physiotherapiepraxis
Portwich („vital und physio“).
Die strukturelle Umsetzung des Konzeptes ist innerhalb der
AG „Kommunale Gesundheitsförderung“ wie folgt vorgesehen:
Arbeitsstruktur |
Aufgabe |
Arbeitskreis
„Chancengleichheit und Gesundheit für Kinder“ (hier
wirken u. a. das Staatliche Schulamt sowie das Jugendamt der Hansestadt
Rostock mit) |
Klärung von Grundsatzfragen bei der Beeinflussung von
Rahmenbedingungen in den Settings Kita/Tagespflege, Schule und Familie |
Arbeitskreis
„Gesundheitsförderunde Infrastruktur“ |
Aufgabenstellungen im Rahmen des Prüfverfahrens
Kinderfreundliche Stadt |
|
|
Fachgruppe
„Ernährung“ |
Fachliche Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung der
Maßnahmen zum Ernährungs-Gesundheitsziel |
Fachgruppe
„Bewegung“ |
Fachliche Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung der
Maßnahmen zum Bewegungs-Gesundheitsziel |
Fachgruppe
„Stressbewältigung“ |
Fachliche Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung der
Maßnahmen zum Stressbewältigungs-Gesundheitsziel |
Evaluation
Mit der Steuerung und
Fokussierung einer gesundheitsfördernden Intervention bei Kindern in Bezug auf Bewegung,
Ernährung und Stressbewältigung (Gesundheitsziele) auf kommunaler Ebene und
einer Kindergesundheitsberichterstattung zur Erhebung des Gesundheitszustandes
und ausgewählter Aspekte des Gesundheitsverhaltens innerhalb eines Jahrgangs
von Rostocker Kindern soll die Einheit von Gesundheitsberichterstattung und
Gesundheitszielbestimmung als relevante Aufgabe des Gesundheitswesens erreicht werden.
Darüber hinaus sollen im
Rahmen einer Langzeituntersuchung unter Nutzung der Potentiale des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes positive Effekte einer gezielten Gesundheitsförderung,
insbesondere bei Adipositas und Störungen des Bewegungsapparates nachgewiesen
werden.
Die
Einschulungsuntersuchungen sowie die schulärztlichen Reihenuntersuchungen des
Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der 4. und 8. Klasse, welche auf Grundlage
des Gesetzes über den Öffentlichen Gesundheitsdienst M-V vom 19.07.1994 ein
Instrument zur Erhebung von Gesundheitsdaten sind, bilden das Fundament für
einen Jahrgangsvergleich von 2006 bis 2009.
Mit dieser Verfahrensweise
ist es nicht nur möglich, den Effekt der angestrebten gesundheitsfördernden
Intervention zu messen, sondern auch die erhobenen Daten mit vorausgegangenen
Jahrgängen zu vergleichen, die nur sporadische präventive Maßnahmen erfahren
haben.
Maßnahmen für 2005 zur Schaffung von Voraussetzungen für die Umsetzung der Kindergesundheitsziele
·
Festlegung von
Rahmenbedingungen für die gesundheitsfördernde Einflussnahme in den Settings
Kita/Tagespflege , Schule und Familie
mit dem Jugendamt und dem Staatlichen Schulamt Rostock (z. B.
Leistungsvereinbarungen)
·
Abschluss von
Kooperationsvereinbarungen zwischen Jugendamt, Schul- und Sportamt, Staatlichem
Schulamt und Gesundheitsamt zur Umsetzung der Kindergesundheitsziele und zur
Förderung der Vernetzung zwischen den Bereichen Schule und Jugendhilfe
·
Erstellung eines
Angebotskataloges für die Themenschwerpunkte Bewegung, Ernährung und
Stressbewältigung sowie zu Fördermöglichkeiten in der Gesundheitsförderung und
Prävention zur Unterstützung der Schulen, Kitas, Träger der Jugendhilfe sowie
der Einrichtungen zur Familienbildung unter Einbeziehung der konkreten
Zuarbeiten der o. g. Partner
·
Aufnahme
gesundheitszielrelevanter Themen in die Programme der Lehrer- und Kita - Fortbildungen.
·
Organisation
jährlicher Informationsveranstaltungen für Kitas bzw. Träger der Jugendhilfe
und Familienbildung zu gesundheitsrelevanten Themen
·
Vorbereitung der
Erhebung gezielter Gesundheitsdaten und Fragestellungen zum Gesundheitsverhalten
im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen 2006