Antrag - 2018/AN/4082

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock die Voraussetzungen zu schaffen, sich als „Blühende und bienenfreundliche Stadt“ zu positionieren und bundesweit zu profilieren.

 

Die Positionierung und Profilierung soll auch im Rahmen der in Rostock geplanten BUGA berücksichtigt und als besonderer ökologischer Aspekt dargestellt werden, z.B. als eigener Punkt im Programm der BUGA.

 

Die Verwaltung wird zudem beauftragt, mit Fachleuten und Wissenschaftlern, insbesondere aus dem Bereich Ökologie und Bienenkunde, entsprechende Konzepte zu erarbeiten und mit der Umsetzung spätestens im Frühjahr 2019 zu beginnen.

 

Landes- und Bundesmittel sind einzuwerben.

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Sachverhalt:

Ziel:

 

Die Ökologische Aufwertung und Erhöhung der Artenvielfalt von Flora und Fauna in Rostock mit dem Ziel der Verbesserung der natürlichen Lebensgrundlagen speziell der Bienen und anderer bestäubender Insekten wie z.B. Schwebfliegen, Käfern und Schmetterlingen, damit einhergehend zugleich Verbesserung der Nahrungsgrundlage für Singvögel, Kleinsäuger etc., und somit einer nachhaltigen Erhöhung der Lebensqualität wie Attraktivität der Stadt Rostock für Mensch und Tier.

 

Aktuelle Lage:

 

Allein in Deutschland gibt es ca. 560 Bienenarten. Von diesen ist die Honigbiene das älteste und wichtigste „Nutztier“ der Menschheit. Alle anderen Bienen sind Wildbienen, zu welchen auch die Hummeln gehören.

Fast 300 der bisher bei uns entdeckten Bienenarten stehen auf der Roten Liste, weil sie als gefährdet gelten oder akut vom Aussterben bedroht sind.

Alle Bienenarten sind daher unter den besonderen Schutz der geltenden Bundesartenschutzverordnung gestellt.

 

Bedroht sind die Bienen sowie viele weitere Insektenarten, zahlreiche Singvogelarten, Insektenfresser, Kleinsäuger etc. durch den Verlust von Lebensraum, Nahrungspflanzen und Nistplätzen, durch den Einsatz von Pestiziden und Dünger, zu häufige und ungünstig terminierte Wiesen- und Heckenschnitte, durch die industrielle und intensive Landwirtschaft, aber auch die sterile und naturfeindliche Gestaltung von öffentlichen Grünflächen wie privaten Gärten.

 

Bienen und andere Insekten haben jedoch eine unersetzbare Bedeutung als Bestäuber, sind auch für den Menschen überlebensnotwendige Glieder der Nahrungskette und somit eine ökologisch wie ökonomisch wertvolle Ressource, die es unbedingt zu erhalten gilt.

Lt. dem Deutschen Imkerbund hängen gut 80% der Erträge im Nutzpflanzen-, Gemüse- und Obstanbau von der Bestäubung durch Bienen ab. Gleiches gilt für die Bestäubung von Wildpflanzen.

 

Deutschland liegt mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 1,14kg Honig an der Weltspitze, kann aber nur 20% des Bedarfs selbst decken, 80 % werden importiert.

 

Anders als die typischen Bienenprodukte wie Honig und Wachs lässt sich die Bestäubungsleistung der Bienen und anderer Insekten allerdings nicht importieren oder adäquat nachahmen.

Studien weisen darauf hin, dass Obst- und Gemüsepflanzen, deren Blüten von Bienen und anderen Insekten bestäubt werden, deutlich höhere Erträge bringen und in Bezug auf Gewicht, Gestalt, Zucker-Säure-Gehalt, Aroma, Keimkraft, Fruchtbarkeit und Lagerfähigkeit eine signifikant bessere Qualität aufweisen.

Beim Sammeln von Pollen und Nektar bestäuben unsere Bienen eine Vielzahl von Pflanzen. So helfen sie, die Artenvielfalt von rund 3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen zu erhalten.

 

Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung übersteigt den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache. Dies sind rund 2 Milliarden Euro jährlich in Deutschland und 70 Milliarden US-Dollar weltweit.

 

Sowohl ökonomisch als auch ökologisch besteht in der Förderung von Bienen und anderen Insekten für die gesamte Natur daher eine überlebenswichtige Notwendigkeit.

 

Wir in Rostock haben u.a. durch klimatisch sehr günstige Voraussetzungen mit milden Wintern und den deutschlandweit meisten Sonnenstunden ein erhebliches Potential, dem Insektensterben entgegenzuwirken und damit, auch im Rahmen der BUGA, ein Vorbild für andere Städte und Regionen zu werden.

 

 

In Rostock wäre es zunächst wichtig, die durch Bebauung und Versiegelung geringer werdende Quantität an natürlichen Flächen durch eine höhere ökologische Qualität bei der Gestaltung verbleibender und bebauter Flächen auszugleichen.

 

Weitere Effekte wären eine Verbesserung des Stadtklimas, da Bäume, Sträucher, Hecken und Wiesen helfen, den Wasserhaushalt und die Temperatur zu regulieren, den Lebensraum Boden zu erhalten, die Luft zu filtern und Schall zu schlucken.

Nicht zuletzt ist eine blühende, bunte Stadt auch eine Augenweide für die Menschen und eine touristische Attraktion.

 

Rostock könnte eine der ersten offiziell bienenfreundlichen Großstädte werden, damit eine Vorreiterrolle und Vorbildfunktion einnehmen.

 

Maßnahmen:

 

- Erfahrungsaustausch der Stadt Rostock mit Gemeinden, die bereits erfolgreich Konzepte zum Bienenschutz eingeführt haben, z.B. die Stadt Mayen in Rheinland-Pfalz

 

- Information, Aufklärung und Gewinnung der Rostocker Bürger für das Thema Bienen- und Insektenschutz durch wirksame Öffentlichkeitsarbeit, z.B. mittels einer Kampagne "Wir fliegen auf Rostock" oder "Rostock blüht und brummt"

 

- ein öffentlich zugänglicher Bienenschutzlehrpfad durch Rostocker Grünanlagen

 

- Neuausrichtung bei der Bepflanzung und Bewirtschaftung der öffentlichen Grünflächen, d.h. städtische Grünflächen sollten nach Artenschutzaspekten gestaltet und gepflegt werden, z.B. weg von artenarmen, häufig gemähten Rasenflächen hin zu artenreichen, selten gemähten und bunt blühenden Wiesen; gezielte Auswahl bienenfreundlicher Pflanzen für die gesamte Vegetationsperiode mit einem hohen Angebot an Nektar und Blütenstaub

 

- Bevorzugung einheimischer, standortgerechter Wildpflanzen mit hohem ökologischen Wert gegenüber Exoten ohne Nutzen für die heimische Tierwelt (z.B. Kornelkirsche statt Forsythie, Liguster statt Lebensbaum)

 

- Angebot natürlicher Nistplätze samt nötigem Baumaterial sowie notfalls künstlicher artgerechter Nisthilfen für (Wild-)Bienen und andere Insekten

 

- Toleranz gegenüber. „Unkräutern“, welche als Wildkräuter für die Insekten- und Vogelwelt von hoher Bedeutung sind (z.B. Disteln, Brennnesseln, Löwenzahn, Klee); wo möglich Belassen von offenen Böden, Brachen und Totholz

 

- Verzicht auf Pestizide und Dünger

 

- Schaffung begrünter Dächer und Fassaden (Stichwort „vertikale Gärten“) auf öffentlichen Gebäuden; begrünte Fassaden beugen zudem Vandalismus durch Graffiti vor

 

- Veranstaltung eines Wettbewerbs „Bienenfreundlichster Garten Rostocks“

 

- Gewinnung der großen Wohnungsunternehmen mit eigenen ausgedehnten Grünflächen für das Thema

 

- Einbindung von Schulen und Kindergärten mit dem Ziel frühzeitiger Umweltbildung mittels Schulgärten, "Schul-Bienen", entsprechender Projekte

 

- Einrichtung einer Dozentenstelle oder Professur für Bienenkunde an der Universität Rostock und damit Anknüpfung an die Arbeit des Nobelpreisträgers Prof. Karl von Frisch

 

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Finanzielle Auswirkungen:

 

Angestrebt wird Kostenneutralität und sogar -einsparung durch geringeren Pflegeaufwand bei durchdacht naturnah und standortgerecht gestalteten und bepflanzten Flächen.

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Beschlüsse

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08.11.2018 - Ausschuss für Stadt- und Regionalentwicklung, Umwelt und Ordnung - ungeändert beschlossen

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14.11.2018 - Bürgerschaft - geändert beschlossen

Beschlussvorschlag:

 

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock die Voraussetzungen zu schaffen, sich als „Blühende und bienenfreundliche Stadt“ zu posi­tionieren und bundesweit zu profilieren.

 

Die Positionierung und Profilierung soll auch im Rahmen der in Rostock geplanten BUGA berücksichtigt und als besonderer ökologischer Aspekt dargestellt werden, z. B. als eigener Punkt im Programm der BUGA.

 

Die Verwaltung wird zudem beauftragt, mit Fachleuten und Wissenschaftlern, insbesondere aus dem Bereich Ökologie und Bienenkunde, entsprechende Konzepte zu erarbeiten und mit der Umsetzung spätestens im Frühjahr 2019 zu beginnen.

 

Landes- und Bundesmittel sind einzuwerben.

 

 

Beschluss Nr. 2018/AN/4082

 

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock die Voraussetzungen zu schaffen, sich als „Blühende und bienenfreundliche Stadt“ zu posi­tionieren und bundesweit zu profilieren.

 

Die Positionierung und Profilierung soll auch im Rahmen der in Rostock geplanten BUGA berücksichtigt und als besonderer ökologischer Aspekt dargestellt werden, z. B. als eigener Punkt im Programm der BUGA.

 

Die Verwaltung wird zudem beauftragt, mit Fachleuten und Wissenschaftlern, insbesondere aus dem Bereich Ökologie und Bienenkunde, entsprechende Konzepte zu erarbeiten und mit der Umsetzung spätestens im Frühjahr 2019 zu beginnen.

 

Das zu erarbeitende Konzept zur bienenfreundlichen Stadt (fachliche Umsetzung / Positio­nierung / Finanzierung) ist der Bürgerschaft spätestens zu ihrer Sitzung am 03.04.2019 zum Beschluss vorzulegen.

 

Landes- und Bundesmittel sind einzuwerben.

 

 

Abstimmungsergebnis:

Angenommen

X

Abgelehnt