Nachtrag Beschlussvorlage - 2017/BV/2612-01 (NB)

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag:

Der Sachverhalt der Beschussvorlage wird ergänzt durch die Begründung Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.

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Sachverhalt:

Begründung Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

 

Mit Beschluss vom 09.11.2016 hat die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock den Oberbürgermeister beauftragt, die Handlungsempfehlungen des Gutachtens zur Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans umzusetzen. Im Gutachten wird die grundsätzliche Notwen-digkeit der dauerhaften Vorhaltung eines Feuerlöschbootes bestätigt.
 

Darüber hinaus wird empfohlen, perspektivisch die Aufgabenbereiche des vorhandenen Feuerlöschbootes FLB 40-3 und des Transportschiffs TS-Äsche zusammenzuführen.

Betrachtet auf die nächsten 20 Jahre hat die Hansestadt Rostock aktuell drei Möglichkeiten, diese Beschlusslage umzusetzen:

1. Erhalt des derzeit aktiven Feuerlöschbootes mit Erneuerungs- und Umbaumaßnahmen

2. Bau eines neuen Feuerlöschbootes

3. Ankauf eines Seenotrettungskreuzers und Umbau zu einem Feuerlöschboot

 

Diese Handlungsoptionen sind unter Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit wie folgt zu beurteilen:

 


1. Erhalt des derzeit aktiven Feuerlöschbootes mit Erneuerungs- und Umbaumaßnahmen

 

Das vorhandene Feuerlöschboot FLB 40-3 ist aufgrund seines Alters und technischen Zustands nur mit einem hohen Aufwand im Dienst zu halten. Notwendige Maßnahmen wären u.a. der Einbau eines Bugstrahlruders, die Modifizierung der Steuerungs- und Überwachungsanlagen, intensive Korrosionsschutzarbeiten am gesamten Schiffskörper, Erneuerung von Deckseinrichtungen und eine Grundüberholung der Feuerlöschpumpen.

Aufgrund der schwierigen Ersatzteilbeschaffung im Bereich der Schiffsbetriebsanlagen (Motor, Getriebe, Steuerung) muss außerdem jederzeit mit unvorhersehbaren Mehrkosten gerechnet werden. Dabei sind die Folgekosten bei nichtreparablen Bauteilen, z.B. Oberflächen der Wellenbezüge, Steuereinheiten der Verstellpropelleranlage, Motoren- und Getriebeteile, Wärmetauscher etc., noch nicht berücksichtigt.

 

Die Folgekosten richten sich immer nach einer Zertifizierung des Schiffes. Ein Seeschiff im 30 sm Bereich mit BG-Verkehrszulassung, Klassenzertifikat des DNV-GL (Det Norske Veritas – Germanischer Lloyd), BSH-Zulassung (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie) ist an jährliche Besichtigungen gebunden. Weiterhin müssen Wartungs- und Instandsetzungskosten, Versicherungskosten und allgemeine Betriebskosten mit berücksichtigt werden.


Die durchschnittlichen Wartungs- und Instandhaltungskosten des aktuellen Feuerlöschbootes sind mit 167.000 Euro (alle Zahlen brutto) jährlich angesetzt. Alle 2,5 Jahre (Zwischenrevision) muss das FLB zur Inspektion aus dem Wasser und alle 5 Jahre zur Klassenerneuerung müssen die Propellerwellen gezogen werden. In diesen beiden Zeitabschnitten werden die Kosten auf 400.000 Euro jährlich geplant. Aktuell wurden für das Haushaltjahr 2017 mit einer anstehenden Zwischenrevision und dem Ziehen der Propellerwellen 425.000 Euro in den Haushalt eingestellt.

 

Die voraussichtlichen Kosten dieser Variante betrachtet auf den Zeitraum von 20 Jahren werden mit ca. 9,5 Mio. Euro angesetzt (3 Mio. Euro für Erneuerung und Umbau, 6,5 Mio. Euro für Revisionen, Wartung, Betrieb).


2. Bau eines neuen Feuerlöschbootes

 

Die Marktanalyse hat ergeben, dass der Auftragswert für ein neues Feuerlöschboot in der Größenordnung einer Bruttoraumzahl (BRZ) 100 ca. 12 Mio. Euro beträgt. Das deckt sich mit den Ergebnissen einer Kalkulation, die 2016 gemeinsam mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern für eine „Neues Mehrzweckboot“ angestellt wurde und Gesamtkosten von ca. 14,5 Mio. Euro ermittelte. Eine Darstellung dieser Investitionssumme in den kommenden Haushaltsjahren jedoch muss dabei als äußerst schwierig angesehen werden.

 

Zu beachten ist auch, dass Projektierung und Bau eines neuen FLB selbst bei vorhandener Finanzierung einen erheblichen Zeitraum in Anspruch nehmen würden, so dass eine weitere Klassenerneuerung des vorhandenen FLB mit den entsprechenden Kosten unvermeidbar wäre.


Hinsichtlich der Betriebs- und Folgekosten eines neuen FLB sind konkrete Zahlen aktuell kaum belastbar zu prognostizieren. Gegenüber dem vorhandenen FLB ist sicherlich von beträchtlichen Einsparpotentialen auszugehen, jedoch auch von einem gewissen Niveau an Grundkosten, die sich nicht vermeiden lassen. Bei der notwendigen Bordbesatzung ist mit mindestens zwei Funktionsstellen zu planen, je nach Konfiguration des Schiffes kann aber auch mehr Bordpersonal erforderlich sein.

 

Die voraussichtlichen Kosten dieser Variante betrachtet auf den Zeitraum von 20 Jahren sind vorsichtig mit ca. 14-16 Mio. Euro (Anschaffung, Wartung und Betrieb) zu kalkulieren.


 


3. Ankauf eines Seenotrettungskreuzers und Umbau zu einem Feuerlöschboot

 

Aktuell besteht für die Hansestadt Rostock die Möglichkeit, einen noch in Fahrt befindlichen 27,5 m Seenotrettungskreuzer zum Ende des Jahres 2017 für 400.000 Euro anzukaufen, zzgl. 200.000 Euro für die Beschaffung von zwei neuen Antriebsanlagen (Dieselmotor, Getriebe, Steuerung und Überwachung) noch in diesem Jahr. Dieses Schiff könnte dann in 2018 mit überschaubarem Aufwand zu einem Feuerlöschboot umgebaut werden.

 

Trotz der hohen Zahl an Kaufinteressenten wurde der Kreuzer durch den momentanen Eigentümer (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, DGzRS) für die Hansestadt Rostock reserviert.


Voruntersuchungen haben gezeigt, dass das Wasserfahrzeug für sein zukünftiges Einsatzgebiet technisch sehr gut geeignet wäre. Dieses Schiff besitzt in der Grundkonfiguration optimale Voraussetzungen für den Umbau zu einem Feuerlöschboot (z.B. Form und Größe und Material des Schiffskörpers, Feuerlöschpumpenleistung, Bugstrahlruder, etc.). Die Kosten eines Umbaus sind mit ca. 2,6 Mio. Euro zu veranschlagen (2,2 Mio. Euro netto).


Die voraussichtliche Lebensdauer des Schiffskörpers wird mit 20 Jahren angegeben, vorausgesetzt, die Wartungsintervalle werden eingehalten. Die Antriebsanlagen mit Getriebe und Steuerung werden komplett erneuert, so dass sich deren voraussichtliche Lebensdauer nach der Ersatzteilverfügbarkeit richtet.


Folgende Einsparungen würden durch diesen Erwerb und Umbau zum Feuerlöschbootes erzielt:

 

-            Reduzierung der Betriebskosten (z.B. Kraftstoffeinsparungen, Ölverbrauch) durch den Einbau von kleineren Antriebsmotoren bis 552 KW mit DNV-GL-Zulassung,

-            Reduzierung der Emissionswerte durch Einhaltung IMO TIER II (Marpol Konvention), keine Nachrüstung der Abgasnachbehandlung notwendig,

-            erhebliche Reduzierung der jährlichen Wartungs- und Instandsetzungskosten aufgrund der einfacheren Bauweise: 2 x Antriebsmaschinen mit Festpropeller und einer Pumpenmaschine; im Vergleich zum derzeitig aktiven Feuerlöschboot: 3 x Antriebsmaschinen mit Verstellpropelleranlagen,

-            deutliche Reduzierung der Kosten für Korrosionsschutz- und Konservierungsarbeiten, aufgrund von seewasserbeständigem Aluminium und durch eine geringere Bearbeitungsfläche der Schiffsgröße,

-            Reduzierung der Folgekosten im Rahmen von geforderten Werftliegezeiten zur Zwischenrevision und Klasseerneuerung, aufgrund einer kleineren Bauausführung.

 

In der Summe ergibt sich damit eine Halbierung der voraussichtlichen Folgekosten im Vergleich zum derzeit aktiven Feuerlöschboot auf ca. 80.000 Euro, d.h. es wird eine jährliche Einsparung von ca. 87.000 Euro erzielt.


Hinzu kommt eine Reduzierung der Personalkosten auf 2 Funktionsstellen Bordbesatzung (Kapitän, Maschinist), während aktuell für den Betrieb des bestehenden Feuerlöschboots 5 Funktionsstellen vorgehalten werden müssen, die in Doppelfunktion von seemännisch qualifizierten Feuerwehrbeamten ausgefüllt werden. In dieser Variante werden also weitere Einsparungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung erzielt.

 

Außerdem würde diese Variante eine Außerdienststellung des derzeit aktiven Feuerlöschbootes in 2018 ermöglichen. Nach Rücksprache mit der Niederlassung Rostock der DNV-GL müssten in diesem Fall die Maßnahmen einer Zwischenrevision und die folgende Klassenerneuerung für das alte Boot nicht mehr umgesetzt werden.


Insgesamt lägen die Kosten dieser Variante in den nächsten 20 Jahren damit bei ca. 4,8 Mio. Euro (3,2 Mio. Euro Kauf und Umbau, 1,6 Mio. Euro Wartung und Betrieb).


 


Fazit:

Eine Erneuerung und Modernisierung des nun fast 35 Jahre alten FLB 40-3 wäre nur mit erheblichem Kostenaufwand machbar, birgt weitere finanzielle Risiken und würde das Problem der sehr hohen laufenden Kosten in die Zukunft fortschreiben.


Der Neubau eines FLB wäre mit sehr hohen Investitionskosten verbunden, die in den nächsten Jahren – zusätzlich zu den dringend erforderlichen baulichen Investitionen in den Feuerwachen – im Haushalt der Hansestadt Rostock kaum darstellbar wären. Für die Übergangszeit würden außerdem erhebliche Instandhaltungsmaßnahmen am vorhandenen FLB erforderlich, die kaum noch als wirtschaftlich anzusehen sind. Die hohen Betriebskosten des aktuellen FLB würden noch einige Jahre lang anfallen und könnten erst nach Indienststellung des neuen FLB nach unten angepasst werden.


Der kurzfristig mögliche Ankauf eines Seenotrettungskreuzers, geeignet für den Umbau zu einem Feuerlöschboot, bietet demgegenüber die Gelegenheit, mit überschaubarem Investitionsaufwand ein neuwertiges und funktionales FLB zur Verfügung zu stellen, das für die nächsten 20 Jahre die seeseitigen Aufgaben der Rostocker Berufsfeuerwehr abdeckt. Gleichzeitig ließen sich weitere teure Maßnahmen auf dem abgängigen vorhandenen FLB vermeiden, und es könnten bereits kurzfristig erhebliche jährliche Einsparungen bei den Betriebs- und Folgekosten realisiert werden.


Aus diesen Gründen stellt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Ankauf des Seenotrettungskreuzers zwecks Umbau zum Feuerlöschboot klar die Vorzugsvariante dar. 

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Roland Methling

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Beschlüsse

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20.04.2017 - Finanzausschuss - zur Kenntnis gegeben

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04.05.2017 - Ausschuss für Stadt- und Regionalentwicklung, Umwelt und Ordnung - ungeändert beschlossen

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10.05.2017 - Bürgerschaft - ungeändert beschlossen