Informationsvorlage - 2011/IV/2347

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Beratungsfolge

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Sachverhalt:

 

Die Bürgerschaft hat auf ihrer Sitzung am 03.09.2003 mit dem Beschluss des Feuerwehrbedarfsplanes der Hansestadt Rostock (Nr. 0464/03-BV) den Oberbürgermeister beauftragt, der Bürgerschaft jährlich im April (beginnend 2005) einen Bericht über den Erfüllungsstand der Schutzziele und der Qualitätsstandards sowie über den Personalbedarf vorzulegen.

 

Mit dem vorliegenden Bericht wird auf der Grundlage der Fortschreibung des  Feuerwehrbedarfsplanes (November 2008) der Erfüllungsstand der Schutzziele für die Produkte „Brandbekämpfung“ und „Technische Hilfeleistungen“ für den Berichtszeitraum vom 01.01. - 31.12.10 dargestellt und analysiert. Des Weiteren enthält der Bericht Aussagen über den Personalbedarf des Brandschutz- und Rettungsamtes.

1.      Schutzzieldefinition nach der Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes der Hansestadt Rostock


1.1 Analyse der Brandeinsätze 2010

 

Von den 544 auswertbaren Bränden wurden die 52 Gebäudebrände (kritischer Wohnungsbrand), die im gesamten Stadtgebiet aufgetreten sind, analysiert. Unter Berücksichtigung des Einsatzgeschehens vergangener Jahre und auf der Grundlage des vorhandenen Gefahrenpotentials wurde das Stadtgebiet der Hansestadt Rostock in drei Risikogruppen eingeteilt. Auf dieser Basis wurde eine Differenzierung der Schutzziele vorgenommen.


Erfüllung der Schutzziele in den Ortsteilen der Risikogruppe A

 

Zur Risikogruppe A gehören die Stadtteile Hansaviertel, Stadtmitte, Kröpeliner-Tor-Vorstadt, Südstadt, Reutershagen, Evershagen, Lichtenhagen, Lütten Klein, Schmarl und Groß Klein. In diesen Stadtteilen wohnen die meisten Menschen der Hansestadt, ca. 145.780 (72,67 %). Hier entstehen auch die meisten Gebäudebrände (86,5 %). Demzufolge gelten für diese Stadtteile auch die höchsten Kriterien an das zu erreichende Schutzziel.

 

Schutzziel Risikogruppe A:

„Hilfsfrist 1“: in 9,5 min für ein Hilfeleistungslöschfahrzeug oder eines Äquivalents und einer Drehleiter

=              mit einer Funktionsstärke von 10 Funktionen

=              mit einem Erreichungsgrad von 90 %

 

„Hilfsfrist 2“: in 14,5 min für ein weiteres Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) oder eines Äquivalents

=              mit einer erweiterten Funktionsstärke von insgesamt 16 Funktionen (10 + 6) bei der Brandbekämpfung

 

=              mit einem Erreichungsgrad von 90 %

 

Tabelle 1: Zielerreichungsgrad Risikogruppe A

 

 

Ziel

2010

2009

Anzahl der Gebäudebrände

 

45

43

Zielerreichungsgrad Hilfsfrist 1 (9,5 min)

90 %

65,1 %

62,8 %

Zielerreichungsgrad Hilfsfrist 2 (14,5 min)

90 %

81,1 %

85,0 %

 

Dieses angestrebte Ziel wird insbesondere bezogen auf die Hilfsfrist 1 noch nicht erfüllt, weil beispielsweise die Stadtteile Evershagen, Groß Klein und Lichtenhagen nicht rechtzeitig erreicht werden können.

 

Erfüllung der Schutzziele in den Ortsteilen der Risikogruppe B

 

Zur Risikogruppe B gehören die Stadtteile Brinckmansdorf, Dierkow, Toitenwinkel, Gartenstadt/Stadtweide, Gehlsdorf, Peez und Warnemünde. In diesen Stadtteilen wohnen 23,5 % der Einwohner. Der Anteil der Gebäudebrände beträgt 9,6 %. Hier wurde das Schutzziel wie folgt festgelegt:

 

Schutzziel Risikogruppe B:

„Hilfsfrist 1“: in 9,5 min für ein Hilfeleistungslöschfahrzeug oder eines Äquivalents

=              mit einer Funktionsstärke von 6 Funktionen

=              mit einem Erreichungsgrad von 90 %

 

„Hilfsfrist 2“: in 12,5 min für ein weiteres Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) oder eines Äquivalents.

 

=              mit einer erweiterten Funktionsstärke von 16 Funktionen (6 + 10) bei der Brandbekämpfung

 

=              mit einem Erreichungsgrad von 90 %

 


Tabelle 2: Zielerreichungsgrad Risikogruppe B

 

 

Ziel

2010

2009

Anzahl der Gebäudebrände

 

5

15

Zielerreichungsgrad Hilfsfrist 1 (9,5 min)

90 %

0 %

6,7 %

Zielerreichungsgrad Hilfsfrist 2 (12,5 min)

90 %

25 %

60 %

 

Die Brände traten überwiegend in Dierkow-Neu auf. Diesen Stadtteil können die Kräfte der Feuerwehr nicht rechtzeitig erreichen. Dieses Schutzziel kann erst erreicht werden, wenn die neue Feuerwache 10 im Bereich des Dierkower Kreuzes zur Verfügung steht.

 

Erfüllung der Schutzziele in den Ortsteilen der Risikogruppe C

 

Zur Risikogruppe C gehören die Stadtteile Biestow, Diedrichshagen, Hinrichsdorf, Hinrichshagen, Hohe Düne, Jürgeshof, Krummendorf, Markgrafenheide, Nienhagen, Wiethagen, Stuthof, Torfbrücke. In diesen Stadtteilen wohnen 3,8 % der Rostocker Bevölkerung. Der Anteil der Gebäudebrände beträgt ebenfalls 3,8 %. Hier wurde das Schutzziel wie folgt festgelegt:

 

Schutzziel Risikogruppe C:

„Hilfsfrist 1“: in 13,5 min für ein Hilfeleistungslöschfahrzeug oder eines Äquivalents

=              mit einer Funktionsstärke von 6 Funktionen

=              mit einem Erreichungsgrad von 90 %

 

„Hilfsfrist 2“: in 18,5 min für ein weiteres Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) oder eines Äquivalents

 

=              mit einer erweiterten Funktionsstärke von 12 Funktionen (6 + 6) bei der Brandbekämpfung

 

=              mit einem Erreichungsgrad von 90 %

 

Tabelle 3: Zielerreichungsgrad Risikogruppe C

 

 

Ziel

2010

2009

Anzahl der Gebäudebrände

 

5

0

Zielerreichungsgrad Hilfsfrist 1 (13,5 min)

90 %

100 %

-

Zielerreichungsgrad Hilfsfrist 2 (18,5 min)

90 %

0 %

-

 

Die Hilfsfrist 1 wird im Jahr 2010 mit 100 % und die Hilfsfrist 2 mit 0 % erreicht. Bei einem der beiden Brände (Diedrichshagen) war das Eintreffen der ersten 6 Funktionen zur Bekämpfung des Brandes ausreichend. Bei dem zweiten Brand konnten die zusätzlichen 6 Funktionen die Einsatzstelle in Markgrafenheide nicht rechtzeitig erreichen. Im Jahr 2009 gab es in den Ortsteilen mit Risikogruppe C keine auswertbaren Gebäudebrände.

2.      Ergebnis der Analyse bei Brandeinsätzen

 

Die Einteilung des Territoriums in Risikogruppen hat zur Folge, dass in den Bereichen der Stadt, in denen die meisten Menschen leben/arbeiten, die meisten Gebäudebrände bekämpft und Menschen gerettet werden müssen, auch die höchsten Anforderungen an die Schutzziele gestellt werden. Das Einsatzaufkommen, bezogen auf das Territorium der Hansestadt Rostock beträgt 2,71 Brände pro 1000 Einwohner (2009: 1,73). Zugrunde gelegt wurde die Einwohnerzahl 200.621 mit Stand 31.12.2010.

 

Der Erreichungsgrad der Hilfsfrist 1 beträgt für das gesamte Stadtgebiet 60 % und liegt somit erheblich unter dem geforderten Erreichungsgrad von 90 %. Der Erreichungsgrad der Hilfsfrist 2 beträgt 73,8 % und liegt ebenfalls unter den geforderten 90 %.

 

Bei Stichprobenkontrollen wird regelmäßig überprüft, ob die Daten für die Einsatzzeiten plausibel sind. Es kommt vor, dass Statuszeiten von Einsatzfahrzeugen nicht vom Rechner erfasst werden oder es wird vergessen, z.B. bei Ankunft an der Einsatzstelle, einen dementsprechenden Status zu senden. Bei falscher Erfassung der Zeiten werden diese geändert und die Änderungen entsprechend im Einsatzbericht protokolliert.

3.      Ergebnis der Analyse bei Technischen Hilfeleistungen

Im Jahr 2010 wurden insgesamt 2.137 Technische Hilfeleistungseinsätze registriert. Die kritische Überprüfung der Art der geleisteten Hilfeleistungseinsätze ergab, dass nur ein geringer Anteil dieser Einsätze mit Sondersignal gefahren worden ist. Dies resultiert u.a. aus der Tatsache, dass beispielsweise die Anfahrten zu den Tiereinsätzen und Tragehilfen in der Regel nicht mit Sondersignal erfolgten und diese damit nicht in der Auswertung berücksichtigt werden können. Nur 33 Hilfeleistungen entfielen auf Verkehrsunfälle mit Straßen- und Schienenfahrzeugen. Aus Sicht des Brandschutz- und Rettungsamtes kann auf Grund dieser geringen Einsatzzahl keine repräsentative Aussage bezüglich des Schutzniveaus bei Technischen Hilfeleistungen in der Hansestadt Rostock getroffen werden.

Das Einsatzaufkommen, bezogen auf das Territorium der Hansestadt Rostock beträgt 10,65 (2009: 8,78) Einsätze pro 1.000 Einwohner.

 

4.      Ergebnis der Einhaltung der vereinbarten Funktionsstärken im Brandschutzbereich

 

Mit dem Beschluss der Bürgerschaft über die „Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes der Hansestadt Rostock“ wurden die für den Brandschutzbereich notwendigen Funktionsstärken neu festgelegt.

 

Im Dezember 2009 war bereits zu erkennen, dass im Berichtsjahr 2010 die dort vereinbarten Funktionsstärken für den Brandschutzbereich aufgrund der vorhandenen Fehlstellen und aufgrund der in der Dienstvereinbarung zur Dienst-, Urlaubs- und Freischichtenregelung vereinbarten Reglungen zur Einhaltung der Arbeitszeitverordnung des Landes M-V nicht eingehalten werden können.

 

Die Funktionsabweichung stellt sich wie folgt dar:

 

Brandschutz

Soll

Ist

Abweichung

Funktionen

38

34

4

 

Personalunterstützung Flughafen Laage

 

Im Auftrag der Flughafen Rostock-Laage-Güstrow GmbH wurde aus dem vorhandenen Personalbestand der drei Feuerwachen des Brandschutz- und Rettungsamtes am Wochenende zusätzlich durch 4 Funktionen in der Tagschicht personelle Unterstützung geleistet. Auf Anforderung wurde zusätzliches Personal auch an den Tagen ohne militärischen Flugverkehr gestellt.

 

Erläuterung zu den Funktionsstärken

 

Im Berichtszeitraum 2010 erfolgte die Besetzung der täglich vorzuhaltenden Funktionen im Brandschutz- und Rettungsamt der Hansestadt Rostock unter Beachtung folgender Prioritäten:

 

Die Besetzung der 3 Funktionen in der Leitstelle war zu 100 % sicherzustellen. Die geforderte Besetzung der 5 Funktionen am Tag und 4 Funktionen zur Nacht (ab 30.06.10: 6/5 Funktionen) auf den Rettungsdienstfahrzeugen war zu 100 % sicherzustellen. Der seit dem 01.11.2007 an das DRK übergebene RTW wird seit dem 01.07.2010 wieder durch das Brandschutz- und Rettungsamt der Hansestadt Rostock besetzt.

 


Im Berichtszeitraum 2010 wurden die vorgegebenen Funktionsstärken wie folgt eingehalten:

 

Funktionsstärke

Anzahl der Schichten

% des Jahres

% Kumulativ

Eingehalten

630

86,3

86,3

1 Funktion nicht besetzt

61

8,35

94,65

2 Funktionen nicht besetzt

36

4,93

99,58

3 Funktionen nicht besetzt

3

0,42

100

 

Im Berichtszeitraum 2010 wurde ganzjährig von den vereinbarten Funktionsstärken gemäß Feuerwehrbedarfsplan abgewichen. Die entsprechend den aktuellen Erfordernissen angepasste Funktionsstärke konnte jedoch bei 630 Schichten (= 86,30 %) des Jahres eingehalten werden.

 

Anmerkung:

 

Im Zeitraum vom 01.01.2010 – 01.07.2010 wurden aufgrund einer externen Ausschreibung 9 Feuerwehrbeamte (davon 6 mit Rettungsassistentenqualifikation) von anderen Berufsfeuerwehren zum Brandschutz- und Rettungsamt versetzt. Nur durch diese Personalzuführung und einer entsprechenden Einarbeitung war es möglich, den an das DRK Rostock zeitweise übergebenen Rettungswagen zum 01.07.2010 wieder zurückzuholen. Weiterhin wurden vier Beamte zusätzlich zum Disponenten in der Integrierten Leitstelle befähigt.

 

Nach dem Bestehen der Laufbahnprüfung wurden 16 Brandmeisteranwärter übernommen und zum 01.01.2011 als Beamte auf Probe auf vorhandene Fehlstellen angestellt.

Damit auch weiterhin auf anstehende Pensionierungen reagiert werden kann, wurden 4 Brandmeisteranwärter zum 01.03.2010 angestellt.

 

Mit der Übernahme der 16 Brandmeisteranwärter wurde festgelegt, dass zum 01.01.2011 die Funktionsstärke im Brandschutzbereich des Brandschutz- und Rettungsamt Rostock entsprechend der „Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes der Hansestadt Rostock“ ausgerichtet wird.

 

5.      Zusammenfassung

a)      Verbesserung der Hilfsfristen

Durch die Veränderung des Analyseansatzes (Einteilung in Risikogruppen) erfolgt eine bedarfsgerechtere Beurteilung der Feuerwehrressourcen. Oberstes Ziel muss die Verbesserung der Hilfsfristen in den Risikogruppen A und B sein. Längerfristige Baumaßnahmen im Verkehrswegenetz der Hansestadt Rostock (z.B. Vorpommernbrücke, Veränderung der Straßenführung in Warnemünde u. a.) haben zu Verzögerungen auf der Anfahrt zu den Einsatzstellen geführt. Mit dem Bau der Feuerwache 10 im Bereich Dierkow ist mit einer nachhaltigen Verbesserung der Hilfsfristen 1 und 2 in den Risikogruppen A und B zu rechnen.

 

b)      Verkürzung Gesprächs- und Disponierungszeit
Das Qualitätsmanagement in der Leitstelle zielt auf eine ständige Verringerung der Gesprächs- und Disponierungszeit von angenommenen Notrufen ab. Durch die unterschiedlichen Bearbeitungszeiten von Notrufen mit und ohne Lebensgefahr ergibt sich noch ein relativ erhöhter Gesamtdurchschnitt aller Gesprächs- und Disponierungszeiträume.

 

c)      Qualitätsmanagement bei der Einsatznachbereitung

Das Qualitätsmanagement bei der Analyse der „Brandeinsätze mit Menschenleben in Gefahr“ muss weiter verbessert werden. Wiederholt ist zu verzeichnen, dass enge und zugeparkte Straßen (wie z.B. Kröpeliner-Tor-Vorstadt, Stadtmitte und Dierkow) die Anfahrtszeit negativ beeinflussen. Hierzu wurden regelmäßige Kontrollen gemeinsam mit dem Stadtamt durchgeführt.

 

6.      Schlussfolgerungen zur Auswertung der Einhaltung der Funktionsstärken:

 

a)      Zur Besetzung der geforderten Brandschutz-Funktionen gemäß der Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes stand im Berichtsjahr 2010 nicht genügend Personal zur Verfügung. Zusätzliche Personalkapazitäten wurden für die Rückholung des RTW vom DRK am 01.07.2010 verbraucht.

b)      Die vorgegebenen Funktionsstärken wurden 2010 zu 86,3 % eingehalten.

c)      Schwerpunkte bei der Einhaltung der Funktionsstärke stellen die Wochenenden dar, da an diesen Tagen 4 zusätzliche Funktionen auf dem Flughafen Laage besetzt werden mussten.

d)      Durch die fehlende Umstellung auf ein Zweischichtsystem verfügen die Dienstschichten in den Feuerwachen nicht über genügend Personalreserven, um bei kurzfristigen Personalausfallspitzen (Kurzzeitkranke, Lehrgänge) die festgelegten Funktionsstärken absichern zu können. Aus diesem Grund konnten Unterschreitungen nicht verhindert werden.

e)      Die Einstellung von 9 Brandmeistern aus anderen Berufsfeuerwehren hat dazu geführt, dass der Rettungswagen, der zeitweise durch das DRK Rostock besetzt wurde, zum 01.07.2010 wieder durch die BF übernommen werden konnte.

f)        Mit der Beendigung des 10. Brandmeisteranwärter-Lehrgang stand ab dem 01.01.2011 erstmals ausreichend Personal zur Besetzung der Funktionen gemäß der Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes zur Verfügung.

g)      Zur Absicherung der derzeitigen bzw. zukünftigen Funktionsstärken ist es weiterhin erforderlich, dass die Voraussetzungen zur Optimierung der Dienstorganisation und des Personaleinsatzes geschaffen werden.

 

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Roland Methling

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Anlagen

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Beschlüsse

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29.09.2011 - Ausschuss für Stadt- und Regionalentwicklung, Umwelt und Ordnung - zur Kenntnis gegeben

Erweitern

05.10.2011 - Bürgerschaft - zur Kenntnis gegeben