12.09.2017 - 4 Bericht des Leiters der Gemeinschaftsunterkunft...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4
- Gremium:
- Ortsbeirat Reutershagen (8)
- Datum:
- Di., 12.09.2017
- Status:
- öffentlich (Niederschrift genehmigt)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Sitzung
Wortprotokoll
Herr Jänicke begrüßt Herrn Lars Müller von der Gemeinschaftsunterkunft in der Bonhoefferstraße und übergibt ihm das Wort:
Herr Müller stellt sich noch einmal als Leiter dieser Einrichtung vom Verein „Ökohaus e.V. kurz vor, berichtet über das Zusammenleben und die Organisation in der Unterkunft und beantwortet die anschließenden Fragen der OBR-Mitglieder:
- Generell gibt es ein gutes Miteinander von Anwohnern rund um die Gemeinschaftsunterkunft und den Bewohnern, in der Unterkunft findet ein recht ruhiges Leben statt.
- Zur Zeit betreuen 5 Sozialarbeiter 97 Personen in dieser Einrichtung (Kapazität liegt bei ca. 170 Betten) -> davon überwiegend große Familien mit 6-7 Pers., aber auch einige alleinstehende Männer – fast alle aus Syrien, je 1 Fam. aus Somalia und Irak.
- Es gibt einen 24h Wachdienst (hauptsächlich für die Einhaltung des Brandschutzes verantwortlich) sowie immer 1 Sozialarbeiter in Bereitschaft.
- Neu angekommene Familien müssen erst mal mit den Abläufen in Deutschland vertraut gemacht werden, u.a. die Einhaltung der Ruhezeiten. Dies hat sich im Vergleich zum letzten Jahr erheblich verbessert und die Lärmbelästigung reduziert.
- Größtes Problem aktuell ist der angespannte Wohnungsmarkt, deshalb gibt es in der Unterkunft Bewohner, die seit 2015 dort schon leben. Dies führt teilweise zu Frustration und Aggression, denn über einen langen Zeitraum müssen Küchen, Bäder, Gemeinschaftsräume usw. mit vielen Menschen über einen langen Zeitraum geteilt werden. Daher besteht bei Bewohnern wie auch Sozialarbeitern der Wunsch nach besseren Perspektiven, um den nächsten Schritt der Integration zu schaffen und „auf eigenen Füßen zu stehen“.
- Es gibt zu wenig Kita- und Hortplätze in Rostock, dadurch derzeit 10 Kinder ohne Betreuungsplatz. Ein großes Dankeschön geht deshalb an das RFZ für die Hilfe und Zusammenarbeit!
- Da es in Deutschland die Schulpflicht gibt, sind die älteren Kinder diesbezüglich versorgt, jedoch mit teilweise sehr weiten Schulwegen in den Nordosten von HRO.
- Fehlalarme der Feuermelder in den Gemeinschaftsküchen lösten diverse Feuerwehreinsätze aus.
- Es gibt eine Gruppe von 15 – 20 ehrenamtlichen Helfern. Diese übernehmen z.Teil die Betreuung der Kinder, helfen bei Hausaufgaben und Behördengängen, renovieren die Gemeinschaftsräume und bei Auszug die Räume der Neuankömmlinge. Auch ihnen ein großes Dankeschön für die geleistete Hilfe, denn ohne sie wäre es nicht zu schaffen!
- Das gesamte Gebäude ist nicht optimal für die Unterbringung von Menschen über solch einen langen Zeitraum, da stark renovierungsbedürftig und mit undichten Fenstern (inzwischen teilweise selbst abgeklebt mit Folie, um notdürftig das Eindringen von Wind und Wasser zu verhindern, was allerdings von außen nicht sonderlich schön aussieht). Von Seiten der Ämter und des Vermieters erfolgen keine Reparaturen, da das Gebäude ursprünglich abgerissen werden sollte und nicht bekannt ist, wie lange es noch genutzt werden soll.
- Es wurde ein Arbeitskreis mit verschiedenen Institutionen und Personen gebildet, welcher 1/4jährlich zusammentrifft. Hierzu sind auch alle OBR-Mitglieder eingeladen. Ferner wird der gesamte OBR zu einer Führung durch die Einrichtung eingeladen, um sich ein Bild vom aktuellen Geschehen zu machen. Termin: 26.09.2017 um 18:00 Uhr.
- Es werden Kinder- und andere Feste (z.B. Herbstfest, Grillen), Kaffeerunden, Ausflüge, um die neue Heimat kennenzulernen usw. von Anwohnern und ehrenamtlichen Helfern für und mit den Bewohnern organisiert,
- Ein gemeinsamer Gewaltpräventionskurs mit der GU Satower Str. 130 (mit Förderung vom Bund) ist angedacht.
- Alle Bewohner haben Anerkennungsstatus.
Ein Auszug erfolgt nur, wenn eine Wohnung gefunden werden kann und dies ist oft nur durch Vermittlung aufgrund von Patenschaften / Ehrenamtler möglich. Demnächst wird es eher noch Familiennachzüge bei den jetzt allein lebenden Männern geben.
- Die beruflichen Perspektiven der Bewohner sind teilweise schwierig aufgrund der Betreuung mehrerer Kinder in den Familien und fehlender Deutschkenntnisse. Somit ist ein Elternteil im Deutschkurs, der andere bei den Kindern und umgekehrt.
- Die einzelnen Männer bekommen Hilfe und Angebote über das Jobcenter, mit welchem eine gute Zusammenarbeit besteht. Auch hierbei erhalten die Migranten Hilfe von Vereinen und Firmen, jedoch ist auch sehr viel Eigeninitiative nötig.
Die OBR-Mitglieder bedanken sich für die ausführliche Berichterstattung durch Herrn Müller, sind aber auch aufgrund der desolaten Zustände im Gebäude entsetzt darüber, dass von Seiten der Stadt nichts unternommen wird, um die Lage zu verbessern – zumal der Winter vor der Tür steht (undichte Fenster) !!!
Die OBR-Mitglieder überlegen, wie sie helfen können, um schnellstmöglich die gröbsten Schadstellen noch vor dem Winter zu beheben. Dazu soll es Gespräche mit dem zuständigen Senator und KOE als Eigentümer geben - ferner der Versuch, Patenschaften zu finden, um das Wohnumfeld zu verbessern und zu verschönern.
Herr Müller bedankt sich dafür, dass er angehört wurde, dass der OBR die Gemeinschaft unterstützen möchte und freut sich über den Besuch in der Unterkunft.