16.04.2015 - 6.1 Förderung freier Kulturträger 2015 u.a...

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Wortprotokoll

 

Die Vertreter der Geschichtswerkstatt Rostock e.V. und des Zabrik e.V. erhalten vom Ausschuss Rederecht.

 

Frau Lorenzen-Schmidt, Geschäftsführerin der Geschichtswerkstatt Rostock e.V., informiert über die Arbeit des Vereins.

Im April feiert die Geschichtswerkstatt Rostock e.V. Doppeljubiläum - 20 Jahre Geschichtswerkstatt Rostock e.V. und 10 Jahre Betrieb des Kröpeliner Tores durch den Verein. Anliegen des Vereins sei es, die Rostocker Stadtgeschichte durch vielfältige Angebote wie thematische Stadtrundgänge (zu 37 verschiedenen Themen), Diskussionsrunden und Vorträge, Geschichtssalons, Ausstellungen und Publikationen (u.a. 41 Hefte Zeitgeschichte regional, Herausgabe MV-Lexikon, Mitarbeit am Rostock-Lexikon) für Einheimische und Besucher zu erschließen. Darüber spielen soziokulturelle Aspekte eine wichtige Rolle im Vereinsleben. Der Verein betrieb viele Jahre das Bürgerhaus in der KTV und organisierte das KTV-Stadtteilfest „Blau machen“.

Seit 2004 fungiert das Kröpeliner Tor als stadtgeschichtliches Begegnungszentrum. Ca. 50 ehrenamtliche Mitarbeiter (Torwächter) sorgen dafür, dass das Kröpeliner Tor an sieben Tagen in der Woche ganztägig geöffnet sein. Das Kröpeliner Tor ist Ort für Dauer- und Wechselausstellung und wird von den Touristen für Stadtinformationsauskünfte genutzt.

 

Herr Dr. Koch, Vereinsvorsitzender, erläutert die Finanzierung des Vereins. Der Verein wurde 2014 mit 94.300 € von der Hansestadt Rostock gefördert. Für 2015 wurde ein Mehrbedarf in Höhe von 30.000 € angemeldet, berücksichtigt wurden davon bisher 3.000 € für Erhöhungen bei den Betriebskosten. Der Mehrbedarf ist notwendig für die Schaffung einer Halbtagsstelle für Ehrenamtskoordination (u.a. Einsatzplanung für das Tor) und Öffentlichkeitsarbeit. Der mit der Organisation des Betriebes des Kröpeliner Tores verbundene Aufwand ist durch die Geschäftführerin allein nicht mehr zu leisten.

Das Land fördert die Geschichtswerkstatt bisher nicht, auch der Antrag für 2015 wurde abgelehnt. Die Publikation „Zeitgeschichte regional“ wird mit 5.000 € von der Landeszentrale für politische Bildung gefördert. Von den Fördermitteln und den erwirtschafteten Einnahmen (ca. 25.000) werden hauptsächlich die Stelle der Geschäftsführerin, die stundenweise Mitarbeiterin für die Buchhaltung, die Miet- und Betriebskosten (ca. 40.000 €) sowie notwendige Sachkosten bestritten. Herr Dr. Koch hebt hervor, dass beim Einsatz eines professionellen Wachdienstes mindestens 87.000 € erforderlich  wären.

 

Der Oberbürgermeister verweist auf die Möglichkeit von Mieteinnahmen aus der Verpachtung des Erdgeschosses an einen kommerziellen Cáfebetreiber.

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Frau Lorenzen-Schmidt entgegnet, dass dies in Abstimmung mit Frau Dr. Selling geprüft worden sei. Das Erdgeschoss würde vom Verein gebraucht, da dies die Anlaufstelle für die Bürger und Touristen wäre. Ohne Aufzug seien die Obergeschosse für viele Gäste nicht erreichbar.

 

Die Ausschussmitglieder halten den angemeldeten Mehrbedarf für begründet und verständigen sich auf folgenden Antrag des Kulturausschusses:

 

 

1. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, den von der Geschichtswerkstatt Rostock e.V. für 2015 angemeldeten Mehrbedarf in den Haushaltsplan mit einzustellen. Von 30.000 € angemeldetem Mehrbedarf sind derzeit 27.000 € nicht abgedeckt.

 

2. Die Ausschussvorsitzende wird beauftragt, mit dem Finanzsenator ins Gespräch zu kommen, um mögliche Deckungsquellen für Mehrbedarfe der freien Kulturträger auszuloten.

 

 

 

Abstimmung:                                                          Abstimmungsergebnis:

 

Dafür:

10

 

 

 

Dagegen:

0

 

Angenommen

x

Enthaltungen:

0

 

Abgelehnt

 

 

 

 

Herr Holtz, Herr Schade und Herr Fanter vom Zabrik e.V. erläutern das den Ausschussmitgliedern vorliegende Projektkonzeption des M.A.U.-Clubs. Außerdem stellen sie für zwei beispielhafte Konzerte die Kosten- / Einnahmesituation anhand konkreter Veranstaltungsdaten dar. Zum Ende der Sitzung erfolgt eine Führung der Ausschussmitglieder durch das Haus.

 

Schwerpunkt der Arbeit des M.A.U.-Clubs sei neben der offenen Jugendkulturarbeit mit der Projektwerkstatt und dem Ausbildungsbetrieb von Veranstaltungskaufleuten und Veranstaltungstechnikern, das kulturelle Veranstaltungsangebot mit der Präsentation von Livemusik. Im Veranstaltungsbetrieb stehen die alternativen, nichtkommerziellen Kulturangebote im Vordergrund. Im Jahr 2014 seien bei 118 Veranstaltungen 23.520 Besucherinnen und Besucher gezählt worden. Für 2015 seien ca. 120 Veranstaltungen in Planung. Der Veranstaltungsbetrieb habe keine kommerzielle Ausrichtung. Alle erzielten Einnahmen aus Veranstaltungen dienen der Finanzierung der Gesamtkosten des Hauses.

 

Eine besondere Herausforderung stelle 2015 die Stabilisierung der finanziellen Situation des Vereins dar. Folgende Maßnahmen zur Sicherung der Finanzierung seien bisher umgesetzt worden:

  • Landesantrag in Höhe von 37.000 EUR wurde gestellt, jedoch abgelehnt
  • Die Projektkonzeption wurde überarbeitet und aktualisiert.
  • Der Pachtvertrag mit der Gastronomie wurde zum 01.01.2015 neu verhandelt und angepasst. Es werden Mehreinnahmen in Höhe von ca. 5.000 EUR im Jahr erwartet.
  • Ein Benefizkonzert der Band Dritte Wahl ergab eine Mehreinnahme in Höhe von 5.700 EUR.
  • Der Garderobenpreis wurde auf 1 EUR erhöht.
  • Miete für den Proberaum im Anbau 602 wurde erhöht.
  • 5 Parkplätze auf der Straßenseite wurden vermietet.

 

Das Defizit des Vereins betrage trotz dieser Maßnahmen 2015 voraussichtlich 37.000 EUR.

Die Personalkosten seien nicht weiter minimierbar (119.720 € für 5 Mitarbeiter [3,4 VBE] und 5 Azubis inkl. Arbeitgeberanteil). Die Miet- und Betriebskosten (jährlich ca. 119.000 €), die größtenteils an den KOE gezahlt werden, seien durch den Verein kaum zu beeinflussen. Die sanitären Anlagen im Gästebereich seien regelmäßig defekt, weil die Abwasseranlage nicht für Veranstaltungen mit hohem Besucheraufkommen konzipiert wurde. Hierdurch gehe Publikum und damit Einnahmen verloren. Die Veranstaltungskosten seien für den Betrieb des Hauses notwendig und eine Voraussetzung, um überhaupt Einnahmen erzielen zu können.

 

Die öffentliche Förderung (HRO + Land) betrug im Jahr 2000 noch 196.760 €.  Davon waren ca. 46.000 € Landesförderung. Das Land fuhr die Förderung kontinuierlich zurück und stieg 2011 komplett aus der Förderung aus. Mit der Förderung der Hansestadt Rostock im Jahr  2014 in Höhe von 179.000 € lag der Verein trotz allgemeiner Kostensteigerungen noch unter dem Förderniveau von 2003 (180.800 €). Der Zabrik e.V. halte die Förderung des Vereins für strukturell unterfinanziert. Der für 2015 gestellte Landesantrag wurde mit der Begründung abgelehnt, dass keine neuen Projekte in die Förderung aufgenommen werden können. Für 2016 werde man erneut einen Antrag auf Förderung an das Land stellen. Der Verein hoffe auf eine Erhöhung der Projektförderung durch die Hansestadt Rostock werde selbst alle Anstrengungen unternehmen, das Defizit zu minimieren.

 

Herr Dr. Mrotzek fragt nach, ob es richtig sei, dass der Zabrik e.V. in einem Rechtsstreit mit einem anderen Kulturstättenbetreiber liege und wer die Kosten des Verfahrens trage.

 

Herr Holtz antwortet, dass der Rechtsstreit im Sommer 2013 im gegenseitigen Einvernehmen beigelegt worden sei. Die Kosten seien von privaten Spendern getragen worden und nicht Bestandteil der Förderung.

 

Herr Dr. Mehlan, fragt nach, ob die Auslagerung der Gastronomie eine kluge Entscheidung gewesen sei.

 

Herr Holtz antwortet, dass die Entscheidung zur Verpachtung 1996 in Abstimmung mit dem Kulturamt getroffen worden sei, um Risiken zu minimieren.

 

Frau Knitter bittet darum, die Einnahmen aus der Gastronomie nach Pacht, Umsatzbeteiligung und Betriebskostenanteil aufzusplitten. Außerdem regt sie an, die Einnahmen aus Sponsoring  zu verbessern z.B. durch den Verkauf von Werbeflächen.

 

Herr Fanter antwortet, dass Sponsoringleistungen oft als Sachleistung gewährt würden, die nicht im Finanzplan erscheinen, z.B. Reparaturen der WC-Anlage.

 

Frau Cornelius fragt nach Gründen für den Ausstieg des Landes aus der Förderung.

 

Herr Schade antwortet, dass die überregionale Bedeutung des M.A.U.-Clubs vom Land nicht anerkannt wurde.

 

Herr Werner informiert, dass nach den neuen Förderregularien sowohl die Geschichtswerkstatt als auch Zabrik e.V. unter die Säule 1 „Kulturelle Grundversorgung“ fallen würden und dort die überregionale Ausstrahlung kein Förderkriterium sei. Das Land scheine offen für Veränderungen im Förderbereich zu sein und er empfehle eine erneute Antragstellung der beiden Vereine für das Jahr 2016.

 

Die Ausschussmitglieder verständigen sich, die Problematik bei der nächsten Ausschusssitzung im Rahmen der Haushaltsdebatte erneut zu beraten.

 

 

 

 

 

 

 

 

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